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HANSA 04-2022

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SCHIFFFAHRT | SHIPPING

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Die Crew-Frage trübt gute Flaggen-Bilanz © IMO Das Leben und die Arbeit der Seeleute rücken – nicht nur wegen der Corona-Pandemie – immer mehr in den Fokus der Schifffahrtspolitik, auch bei der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO, vor der diese Statue steht 30 HANSA – International Maritime Journal 04 | 2022

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Die Reedereien stellen den weltweiten Flaggenstaatsverwaltungen aktuell ein gutes Zeugnis aus. Verbesserungspotenzial wird allerdings beim Reporting zum Wohlergehen der Seeleute gesehen. Von Michael Meyer Die Reederei-Vereinigung »International Chamber of Shippging« (ICS) hat jüngst ihren jährlichen Bericht über die Leistungen der Flaggenstaaten veröffentlicht. Eines der Ergebnisse: das Reporting über das Wohlergehen der Seeleute sei ein »Opfer der Pandemie«. Der Bericht soll Reeder dazu ermutigen, den Dialog mit ihren Flaggenstaaten aufrechtzuerhalten und dazu beitragen, die notwendigen Verbesserungen unter anderem in den Bereichen Sicherheit, Umwelt und menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu erleichtern. Seitens der ICS heißt es nun, die Berichterstattung über den Stand der nationalen Arbeitsnormen – gemäß der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), einschließlich des Seearbeitsübereinkommens (MLC) von 2006 – sei rückläufig. Dies unterstreiche »den starken administrativen Druck«, den die Pandemie und die anhaltende Besatzungswechselkrise auf Seeleute, Regierungen und die Branche gleichermaßen ausüben. Wenn man das entsprechende Kriterium des Berichts bewertet, ergibt sich ein Rückgang von sechs Prozentpunkten bei denjenigen Flaggenstaaten, die ihren Verpflichtungen erfolgreich nachgekommen sind. Der ILO-Sachverständigenausschuss stellte den Angaben zufolge fest, dass »die Zahl der bis zum 1. Oktober 2021 eingegangenen Berichte im Vergleich zu den Vorjahren stark zurückgegangen ist«. 2.004 Berichte über die Entwicklung von Arbeitsnormen hatte die ILO von den Regierungen angefordert. Aber lediglich 42,9 % dieser Anträge wurden bewilligt. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag die Quote noch bei 70,7 %. »Mehr Priorität für Seeleute« Der ILO-Trend könne zwar zum Teil durch den administrativen Druck erklärt werden, der durch die Corona-Pandemie entstanden ist. Allerdings sei dies aber auch ein Indiz dafür, »dass die Härten, unter denen die Arbeitskräfte weltweit während dieser Pandemie zu leiden hatten, auf der Agenda der nationalen Verwaltungen möglicherweise nicht ganz oben standen.« ICS-Generalsekretär Guy Platten sagte: »Die Pandemie war für uns alle eine Herausforderung, die auch die Flaggenstaaten zu bewältigen hatten. Der Rückgang der Meldungen über Verstöße gegen die ILO-Arbeitsnormen, einschließlich des Seearbeitsübereinkommens, ist jedoch ein weiterer Beweis dafür, dass das Wohlergehen der Seeleute in der Pandemie weniger im Fokus stand.« Hunderttausende von Seeleuten hätten in den letzten zwei Jahren viele Monate lang über ihre geplante Dienstzeit hinaus auf Schiffen festgesessen. »Dieser Bericht erinnert uns daran, dass die Flaggenstaaten den Seeleuten oberste Priorität einräumen müssen«, so Platten. Insgesamt stellen die Reeder den Flaggenstaaten allerdings erneut ein gutes Zeugnis aus: »Die Ergebnisse waren ein Ausreißer im Vergleich zu einer allgemein guten Leistung der meisten Flaggenstaaten bei Kriterien wie der Hafenstaatkontrolle (PSC) und der Ratifizierung internationaler Übereinkommen.« Von den zehn größten Schiffsregistern (nach Tragfähigkeit), die mehr als 75 % der Weltflotte abdecken, weist keines mehr als zwei Indikatoren für potenziell negative Leistungen auf, und fünf haben überhaupt keine negativen Indikatoren. Wie im Vorjahr kommentierte die Organisation erneut die vielfach geführte Diskussion über die unterschiedlichen Schiffsregister-Typen: »Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Unterscheidung zwischen ›traditionellen‹ Flaggen und offenen Registern nicht mehr sinnvoll ist, da viele offene Register neben mehreren europäischen Registern zu den Spitzenreitern gehören.« UN-Organisationen in Sorge Nach Veröffentlichung des ICS-Reports meldeten sich kürzlich die vier UN-Organisationen für Arbeit (ILO), Schifffahrt (IMO), Handel (UNCTAD) und Gesundheit (WHO) zu Wort. Sie riefen zu »weiterer globalen Zusammenarbeit« auf, um die Krise des Besatzungswechsels zu bewältigen. Neue Herausforderungen und besorgniserregende Covid-Varianten wie »Omikron« drohten die Notlage der Seeleute zu verschärfen. Zwar habe es vor dem Auftauchen von Omikron eine Verbesserung gegeben. So sank der »Neptune Declaration Crew Change Indicator«, der auf den Daten von zehn großen Schiffsmanagern mit rund 90.000 Seeleuten beruht. Demnach ging der Anteil der Seeleute, die nach Ablauf ihres Vertrags an Bord bleiben, von 9% im Juli 2021 auf 3,7% im Dezember 2021 zurück. Bis Mitte Januar 2022 stieg der Anteil jedoch wieder auf 4,2% an. Nach der Einstufung von Omikron als »besorgniserregende Variante« hatten viele Länder Maßnahmen wie Reiseverbote verhängt, von denen Seeleute weltweit betroffen waren, von denen die meisten aus Ent- DEUTSCHE FLOTTE NACH FLAGGEN (Schiffe >100 BRZ – Stand 02/22) Flagge Deutschland Antigua & Barbuda Liberia Portugal Zypern Malta Marshall Islands Gibraltar Luxemburg Bermuda Lettland Niederlande Bahamas Isle of Man Panama Vietnam Anzahl 273 448 390 340 126 44 38 34 16 15 13 12 5 3 2 2 BRZ 6.604.777 3.980.651 15.451.830 9.183.540 872.354 2.243.045 1.034.476 299.274 47.076 674.828 30.275 54.313 594.837 14.492 3.380 47.480 © BSH HANSA – International Maritime Journal 04 | 2022 31

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