SCHIFFFAHRT | SHIPPING Der Ukraine-Krieg und die Schifffahrt Transporte, Versicherungen, Sanktionen, Häfen, Zulieferer, Dienstleister: Die russische Invasion in die Ukraine hat auch in der Schifffahrt massive Konsequenzen. Die HANSA gibt einen Überblick über die Entwicklungen seit dem Beginn des Angriffskriegs UKRAINE Mariupol Mikolaiv Odessa ASOWSCHES MEER RUSSLAND RUMÄNIEN KRIM BULGARIEN SCHWARZES MEER GEORGIEN BOSPORUS TÜRKEI © HANSA Alle Segmente betroffen Der Krieg in der Ukraine wird das Wachstum in allen Schifffahrtsseg - menten beeinträchtigen, erwartet die Reederei-Organisation Bimco. Bei den wichtigsten Exportgütern Russlands und der Ukraine halten die beiden Länder zusammen einen Weltmarktanteil von mehr als 10 % bei Kohle, Weizen und Mais. Besorgniserregend: Die Exportladungen von Weizen und Mais werden hauptsächlich über Häfen am Schwarzen Meer verladen. Es ist unwahrscheinlich dass der Rest der ukrainischen Ernte 2021 in absehbarer Zeit verschifft werden kann, je nach Entwicklung könnte auch die Ernte 2022 betroffen sein. »Es bleibt abzuwarten, inwieweit die ukrainischen Exporte durch andere Ländern ersetzt werden können, aber soweit dies möglich ist, könnte dies zu einem Anstieg der Nachfrage nach Tonnenmeilen führen«, so Bimco. Anders als auf dem Massengutmarkt spielt die Ukraine auf dem Tankermarkt keine Rolle. Russland kontrolliert jedoch etwa 10 % aller Seeexporte von Rohöl und raffinierten Produkten, von denen der größte Teil von Schwarzmeerhäfen aus ausgeführt wird. Die OPEC+ hat vorerst beschlossen, an der bereits geplanten Fördermenge festzuhalten, und die Rohölpreis-Futures deuten darauf hin, dass die Preise über 100 $/Barrel bleiben werden. 94 % des in Deutschland verbrauchten Erdgases werden importiert Herkunft im Jahr 2020: 1. Russland: 55 % 2. Norwegen: 31 % 3. Niederlande: 13 % Quelle: Statista | AGEP | BP Die hohen Preise werden nach Bimco- Einschätzung »wahrscheinlich zu einer Störung der Nachfrage führen«, während Versorgungsengpässe auch die Aussichten für den Transport beeinträchtigen könnten. »China könnte als Käufer für russisches Rohöl auftreten, was dazu beitragen würde, einige der aktuellen globalen Versorgungsprobleme zu lindern, da die EU im Gegenzug mehr aus dem Nahen Osten kaufen könnte«, sagt Niels Rasmussen, Chief Shipping Analyst bei Bimco. »Dies könnte zu einem Anstieg der Nachfrage nach Tonnenmeilen führen, aber wenn die hohen Preise anhalten, würde die Gesamtnachfrage dennoch leiden. Wir glauben daher, dass sich der lang erwartete Aufschwung auf den Tankermärkten weiter verzögern und gedämpfter ausfallen wird als erwartet.« In der Containerschifffahrt sind Russland und die Ukraine keine Schlüsselmärkte für die Linienreedereien. In Anbetracht der sehr hohen weltweiten 16 HANSA – International Maritime Journal 04 | 2022
SCHIFFFAHRT | SHIPPING Nachfrage dürften die Entwicklungen in den beiden Ländern keine großen Auswirkungen auf die Frachtraten oder die Nachfrage generell haben. »In bestimmten Verkehren kann der Verlust von Russland- und Ukraine-Volumina jedoch spürbar werden, und wir glauben, dass dies insbesondere bei einigen Kühltransporten der Fall sein könnte«, sagt Rasmussen. Abstract: The war over Ukraine from a maritime perspective Transports, insurance, sanctions, ports, suppliers, service providers: the Russian invasion of Ukraine also has massive consequences for shipping. HANSA provides an overview of developments since the war of aggression began. We are continuously and conscientiously monitoring the maritime developments surrounding the war in Ukraine. Nevertheless, this overview cannot claim to be complete and conclusive. In our news portal at www. hansa-online.de, we keep you up to date to the best of our knowledge and belief. Linienreeder reagieren Nachdem die Ukraine aufgrund von Hafenschließungen nicht mehr angelaufen werden konnte, haben die großen Linienreedereien auch Transporte von und nach Russland gestoppt. So haben etwa MSC, Maersk, Hapag-Lloyd, CMA CGM oder ONE entsprechende Maßnahmen verkündet. Auch führende Seefrachtspeditionen wie Kühne+Nagel, DHL oder Bolloré Logistics haben ihre Services nach Russland ausgesetzt. Bunkerpreise Der Krieg in der Ukraine, Sanktionen und die Diskussion über einen möglichen Importstopp für Gas und Öl aus Russland haben die Bunkerpreise auf eine Achterbahnfahrt geschickt. Nachdem es Anfang März eine Preisexplosion für alle gängigen Kraftstoffarten gegeben hatte – gegenüber Anfang Februar hatten sich die Kosten für VLFSO auf 1.000 $/ t und für MGO auf 1.400 $/ t verdoppelt – ging es nur kurz darauf fast ebenso steil wieder bergab, dann wieder aufwärts. Einen verlässlichen Trend vermag derzeit niemand vorherzusagen. »Der Markt ist extrem volatil«, heißt es etwa bei Elboil. Derzeit gäbe es innerhalb von Stunden extreme Ausschläge in beide Richtungen. In ukrainischen Häfen sitzen weiter Handelsschiffe fest. Der Bulkerreederverband Intercargo fordert die Weltschifffahrtsorganisation IMO, die Mitgliedsstaaten und die Regierungen auf, mit den betroffenen Ländern und den örtlichen Behörden zusammenzuarbeiten, um Schiffen und ihren Besatzungen eine sichere Passage zu ermöglichen. Bei den meisten Schiffen, die vor der Ukraine festsitzen, handelt es sich um Massengutfrachter, die Getreideladungen wie Weizen und Mais sowie Kohle transportieren. »Die Eigner von Massengutfrachtern tun alles in ihrer Macht Stehende, um die Sicherheit ihrer Besatzungen und Schiffe zu gewährleisten, aber jetzt ist es an der Zeit, dass die Behörden eingreifen und für Sicherheit sorgen«, erklärte der Verband. Sorge um Konflikte an Bord Die Shipmanager-Branche fürchtet Konflikte an Bord zwischen russischen und ukrainischen Seeleuten. »Die Schifffahrt muss sich auf ihren internationalen Charakter besinnen und in dieser schwierigen Zeit an einem Strang ziehen«, teilte der Branchenverband Intermanager nach einer Dringlichkeitssitzung mit. Zwar würden sich die meisten ukrainischen und russischen Seeleute »professionell« verhalten und »harmonisch« zusammenarbeiten. Doch, so das Statement weiter, sorgten sich manche Shipmanager, dass die »Gefühle hochkochen«. Intermanager-Präsident Mark O‘Neil, gleichzeitig CEO von Columbia Shipmanagement, rief die Verantwortlichen in der Schifffahrt dazu auf, sich für alle Seeleute einzusetzen, unabhängig von ihrer Nationalität. Er schlug vor, dass der Verband ein »Informationsdepot« für alles sein könnte, was mit Sanktionen, Zahlungen an die Besatzung, Sozialhilfe und Routen für den Crew-Wechsel zu tun hat. Seeleute würden verzweifelt nach Informationen über die aktuelle Lage suchen. Schiffsbetreiber würden daher den Internetzugang für die Besatzung verbessern, damit diese mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben und zuverlässige Nachrichtenquellen lesen können. LNG-Terminals In Reaktion auf den Ukraine-Krieg soll Deutschland unabhängiger von Gasimporten aus Russland werden. Gleich zwei LNG-Terminals sollen deshalb nach dem Willen der Bundesregierung an der Küste entstehen. Als mögliche Standorte für ein LNG-Terminal nannte Bundeskanzler Olaf Scholz Brunsbüttel und Wilhelmshaven. Den dritten denkbaren Standort – Stade – nannte er nicht. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserer Rubrik »Häfen«. Geschlossene Häfen Nach der Verhängung des Kriegsrechts hat die Regierung in Kiew sämtliche Häfen des Landes für die zivile Schifffahrt geschlossen. Geplante und bereits Sichere See-Korridore gefordert HANSA – International Maritime Journal 04 | 2022 17
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