LETZTE SEITE Aus Skandalen in ein zweites Leben Zehntausende Schaulustige verfolgen am 23. August 1958 den Stapellauf einer Dreimastbark im Hamburger Hafen. »Boben dat Leben steiht de Dod, aber boben den Dod steiht wedder dat Leben.« Plattdeutsch tauft Ulli Kinau das schneeweiße Schiff, gebaut auf der Traditionswerft Blohm + Voss. Die 14-Jährige ist die Nichte von Gorch Fock, dem bekannten Seefahrtsdichter. Genau genommen ist es bereits das zweite Schiff dieses Namens. Bereits 1933 hatte Nach fünf Jahren ist die »Gorch Fock« wieder im Wasser und sieht tatsächlich wie neu aus © Marine / HANSA Von Grund auf saniert, soll die »Gorch Fock« in zwei Monaten wieder Segel setzen es eine erste »Gorch Fock« bei der Reichsmarine gegeben. 1945 vor Stralsund versenkt, ging sie als Reparationsleistung in die Sowjetunion und diente dort als »Towaritsch« noch Jahrzehnte als Schulschiff der russischen Handelsmarine, bevor sie nach dem Kalten Krieg nach Stralsund zurückkehrte und bis heute dort liegt. Im Nachkriegsdeutschland baute man daher, nicht unumstritten, ab 1957 eine neue »Gorch Fock«. Es gab nicht wenige, die das Vorhaben skeptisch sahen, gerade zuvor war der Frachtensegler »Pamir« in einem Hurrikan im Atlantik gesunken, 80 der 86 Seeleute an Bord starben, mehr als die Hälfte gerade 16 bis 18 Jahre alt. Doch die Bundesmarine bekam ihr neues Schiff: 90 m lang, 12 m breit, eine Verdrängung von gut 2.000 t, 23 Segel an drei Masten, (wenig) Platz unter Deck für eine Stammbesatzung von 160 plus bis zu 80 Kadetten, die ihr seemännisches Handwerk auf der Bark lernen sollten. Gut ein Jahr später lief die »Gorch Fock« zur ihrer ersten Ausbildungsfahrt ab Kiel aus, und die Skeptiker sahen sich getäuscht. Hunderttausende Seemeilen legte der Segler in den folgenden Jahrzehnten zurück, besuchte weltweit Häfen, gewann Regatten, führte Schiffsparaden an und zierte eine Briefmarke. Als »Botschafterin unter Segeln« war sie bald nicht mehr nur im Inland bekannt. Immer wieder wurde zwischendurch repariert und modernisiert. So war es auch zum Jahreswechsel 2015/16 geplant, als die Elsflether Werft angesteuert wurde. Wenige Jahre zuvor hatte es schließlich eine Grundinstandsetzung gegeben. Doch die vermeintliche Routinekontrolle entwickelte sich zu einem insgesamt fünf Jahre währenden Desaster, zur einer endlosen Reihe von Pannen, Pleiten und Skandalen, nachdem gravierende Schäden an Bord entdeckt worden waren. Für 10 Mio. € sollte die »Gorch Fock« ursprünglich repariert werden– jetzt sind es 135 Mio. €. Es gab Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach Untreue- und Betrugsvorwürfen gegen zwei ehemalige Werft-Manager und einen Mitarbeiter des Marinearsenals in Wilhelmshaven, Pannen im Bundesverteidigungsministerium, Baustopps und juristische Auseinandersetzungen. Am Ende ging die Elsflether Werft in die Insolvenz und wurde nach einer Kurzzeitübernahme durch Lürssen endgültig geschlossen. Lürssen selbst siegte bei der Neuvergabe des Sanierungsauftrags gegen die benachbarte Fassmer-Werft – und schenkt der »Gorch Fock« doch noch ein zweites Leben. Im Wasser schwimmt sie bereits, der Rumpf erstrahlt wieder schneeweiß, die drei Masten warten auf die Segel. Bis Ende Mai sollen Inneneinrichtung und Ausrüstung bei Lürssen abgeschlossen werden, dann erfolgt die Übergabe an die Marine. Im Juni, so heißt es, soll das Schulschiff erstmals seit 2016 wieder auslaufen, einen Monat später kommen die ersten Kadetten an Bord. Von der alten »Gorch Fock« ist nicht viel übrig, es ist zu 90 % ein komplett erneuertes Schiff. Aber das darf man für 135 Mio. € im Grunde auch erwarten. KF 106 HANSA – International Maritime Journal 04 | 2021
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