Finanzierung | Financing »Wir bleiben ein wichtiger Schiffsfinanzierer« Nach ihrem Neustart hält die Hamburg Commercial Bank als Nachfolgerin der HSH Nordbank an der Schiffsfinanzierung fest: Das Portfolio soll stabil bei rund 5 Mrd. € gehalten werden, dazu gehört auch jährliches Neugeschäft in Höhe von etwa 1 Mrd. € Seit drei Monaten ist Nicolas Blanchard zuständig für das gesamte Kundengeschäft und die Produkte des privatisierten Hamburger Geldinstituts. Erstmals äußert er sich in einem Exklusiv-Interview gegenüber der HANSA zur künftigen Strategie und zu den Aussichten in der Schiffsfinanzierung. HANSA: Die Geschäftszahlen für 2018 sind besser als erwartet. Ist die Bank bereits aus dem Gröbsten heraus? Nicolas Blanchard: Wir haben die Privatisierung und damit den größten Teil der Restrukturierung geschafft. Das ist ein Riesenerfolg für uns. Sind wir schon da, wo wir hinwollen? Sicherlich nicht. Die Bank wird verkleinert, wir wollen noch Komplexität herausnehmen. Vor aber allem müssen wir unsere Rentabilität deutlich steigern. Es bleibt also noch einiges zu tun. Gerade in der Schiffsfinanzierung hat die Bank die Portfolio-Größe sehr schnell und sehr deutlich auf jetzt nur noch rund 5 Mrd. € reduziert. Sind Sie jetzt alle Altlasten losgeworden? Blanchard: Ja, alle großen Belastungen sind raus. Wir haben jetzt ein normales Buch, wie es sich für eine private Geschäftsbank gehört. Zur Person Der promovierte Jurist Nicolas Blanchard hat mehr als zwanzig Jahre Erfahrung im europäischen und deutschen Bankgeschäft. Nach verschiedenen Stationen bei der HypoVereinsbank und der UniCredit war der in Bielefeld aufgewachsene Franzose Blanchard persönlich haftender Gesellschafter beim Bankhaus Lampe und zuletzt Of Counsel bei der internationalen Großkanzlei Dentons in München. Als Mitglied des vierköpfigen Vorstands der HCOB verantwortet Blanchard künftig das gesamte Kundengeschäft und Was wird sich denn in der strategischen Ausrichtung künftig ändern? Blanchard: Wir werden kleiner, dafür aber auch agiler, schneller und für den Kunden spürbar besser. An unseren zentralen Geschäftsfeldern – Unternehmenskunden inklusive aller Projektfinanzierungen bei Erneuerbaren Energien, für gewerbliche Immobilienkunden und natürlich auch im Bereich Shipping – halten wir fest. Wir setzen nur die Schwerpunkte ein wenig anders, mit Augenmaß und internationaler, immer dort, wo es Sinn macht. Das gilt auch für die Schiffsfinanzierung? Blanchard: Ganz klar, ja. Wir werden weiter zu den wichtigen Schiffsfinanzierern zählen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass wir auch während der Privatisierung aktiv waren. 2018 haben wir ein solides Neugeschäft von knapp 1 Mrd. $ geschlossen. Das ist in etwa auch unser Ziel für dieses Jahr. Im Übrigen haben wir uns personell neu aufgestellt – sind eindeutig akquisitionsorientiert. Und was ist die genaue Zielgröße, mit Blick auf den Bestand? Blanchard: Das Shipping-Portfolio soll stabil gehalten werden, also um die 5 Mrd. €. Das ist das Niveau, das wir jetzt haben. Nicht viel mehr, aber auch nicht viel weniger. Um das zu halten, brauchen wir jedes Jahr Neugeschäft in der Größenordnung des vergangenen Jahres. So planen wir auch. Wir sind finanziell gut © HCOB die Produkte der Bank. Dazu zählt auch die Zuständigkeit für den Bereich Shipping, der mit dem Immobiliensektor zusammengelegt wurde. ausgestattet und können durchaus auch etwas größere Tickets vergeben. Aber nicht mehr unbedingt in Hamburg? Blanchard: Doch, warum nicht? Eine der größten Transaktionen des vergangenen Jahres haben wir hier abgeschlossen. Aber wir fokussieren uns zusätzlich auf das Ausland. Dort sehen wir gute Chancen und wollen über unsere Standorte in Athen und Singapur – wie schon in den vergangenen Jahren – etwa 70% des Neugeschäfts machen. Wenn wir Opportunitäten sehen, zählt am Ende nicht, wo der Kunde sitzt. Das kann und wird auch in Deutschland der Fall sein. Müssen Sie im Portfolio noch umschichten, es weiter diversifizieren? Blanchard: Das ist im Wesentlichen schon geschehen, die Containerlastigkeit ist bereits deutlich zurückgefahren worden. Alles andere wird künftig zum »normalen« Geschäft, abhängig von der Entwicklung der Märkte und von den jeweiligen Kundenbeziehungen. Interview: Krischan Förster 28 HANSA International Maritime Journal 04 | 2019
Finanzierung | Financing Abschied auf Raten? Die NordLB will sich offenbar aus der Schiffsfinanzierung zurückziehen. Die Kredite stehen zum Verkauf oder könnten ausgelagert werden. Von Krischan Förster Vor wenigen Wochen erst war eine Einigung zur Fortführung der Landesbank erzielt worden. Das Land Niedersachsen als Hauptgesellschafter (60%) soll demnach mit 2,5 Mrd. € den Löwenanteil der nötigen Kapitalerhöhung stemmen, die restlichen 1,2 Mrd. € kommen von den Sparkassen. Damit bleibt das Geldinstitut in öffentlichrechtlichem Besitz. Private Investoren kommen nicht zum Zug – anders als bei der einstigen HSH Nordbank, heute als Hamburg Commercial Bank im Besitz eines Konsortiums um Cerberus und J.C. Flowers. Doch diese Lösung hat offensichtlich ihren Preis – vor allem für die Reedereikunden. Denn die NordLB steht nach Informationen der HANSA vor dem endgültigen Ausstieg aus der Schiffsfinanzierung, lange Zeit ein wichtiges Standbein im Kreditgeschäft des Geldinstituts. Bekanntlich hat die NordLB ein 2,7 Mrd. € schweres Portfolio (263 Schiffe) bereits an den US-Investor Cerberus veräußert. Ein bedeutend größeres Kreditpaket im Wert von rund 4 Mrd. €, intern unter dem Namen »Tower Bridge« geführt, soll auch abgestoßen werden – entweder ebenfalls an private Investoren oder aber durch eine Auslagerung an die AöR Portfoliomanagement in Kiel. Sie hatte als Auffanggesellschaft der Länder Hamburg und Schleswig- Holstein bereits ein größeres Kreditpaket der damaligen HSH Nordbank übernommen. Grundsätzlich seien die beiden Länder dazu bereit, heißt es. Sie wollten dabei allerdings keine Risiken übernehmen. Doch damit nicht genug: Wie die HANSA aus verlässlichen Quellen erfahren hat, will die Bank auch den »gesunden« Teil des Schifffahrtsportfolios loswerden. Diese Ausstiegsstrategie sei vor wenigen Wochen von Vorstand und den Trägern der Landesbank beschlossen worden, heißt es. Die NordLB hielt Ende 2018 noch 10,8 Mrd. € in ihrem Schiffsportfolio – gegenüber rund 19 Mrd. € im Jahr 2015. Vorstandschef Thomas Bürkle hatte erst kürzlich erklärt, dass der sogenannte NPL-Anteil (non-performing loans) bereits bis Ende 2019 vollständig abgebaut werden soll. Zuletzt waren das noch 7,3 Mrd. €. Nach dem Cerberus-Deal wäre der Verkauf weiterer 4,6 Mrd. € an »faulen« Krediten demnach beschlossene Sache. Das Portfolio »Tower Bridge« ist ein Teil davon. Blieben rund 3,5 Mrd. € an sogenannten »performing loans«. Dabei handelt es sich um Kredite, für die von den Gläubigern in der Regel noch Zins und Tilgung gezahlt werden. Auch dafür werden jetzt offenbar Käufer gesucht. In Branchenkreisen heißt es, dass die NordLB bereits konkrete Gespräche mit anderen Geldinstituten aufgenommen habe. Ein Verkauf an Privatinvestoren sei in diesem Fall ausdrücklich »nicht gewünscht«. Weitere Details sind bislang nicht durchgesickert. Sollte es so kommen, steht die in Deutschland beheimatete Schiffsfinanzierung vor einem neuerlichen gewaltigen Aderlass. Denn neben der NordLB bietet auch die inzwischen zur DZ Bank gehörende DVB Bank ihr Shipping- Portfolio zum Kauf an. Das sind weitere 7,2 Mrd. €. Die Folgen für Reedereikunden, Märkte und auch den Standort sind nicht abzusehen. Als Fels in der Brandung erweist sich neben der bundeseigenen KfW IPEX- Bank mit einem relativ stabilen Kreditportfolio von gut 14 Mrd. € ausgerechnet die privatisierte HSH Nordbank, heute Hamburg Commercial Bank (HCOB). Aber sie hat sich ihrer Altlasten entledigt und ist auf gut 5 Mrd. € geschrumpft. Alle anderen, ehemals gewichtigen Institute wie Commerzbank, Deutsche Bank, Deka oder Helaba spielen dagegen kaum noch eine Rolle. n DEUTSCHE COBA Im Bankensektor steht Mega-Fusion an Deutsche Bank und Commerzbank verhandeln offiziell über einen möglichen Zusammenschluss. In der Schiffsfinanzierung dürfte dies kaum Auswirkungen haben. Viele Details sind noch offen, zum Beispiel, wie die Deutsche Bank eine solche Übernahme finanzieren würde. Sie selbst ist derzeit mit 16 Mrd. € bewertet, die Commerzbank mit 9 Mrd. €. Gemessen an der Bilanzsumme von knapp 2 Bio. € entstünde eines der größten Finanzinstitute Europas. Ein Zusammengehen würde aber auch vermutlich Tausende von Arbeitsplätzen kosten, warnen die Kritiker. In der Schiffsfinanzierung spielen die beiden Großinstitute keine große Rolle mehr. Die Commerzbank, mit rund 23 Mrd. € im Portfolio 2009 noch die Nr. 2 weltweit hinter der HSH Nordbank, hatte 2012 den Ausstieg aus diesem Geschäftssegment angekündigt und seither konsequent umgesetzt. Zuletzt hielt sie lediglich noch 60 Schiffe für weniger als 500 Mio. € in den Büchern. Bei der Deutschen Bank waren es zuletzt noch 2,6 Mrd. €. n MILLIARDEN-DEAL Brookfield übernimmt Mehrheit an Oaktree Der US-Investmentfirma Oaktree, einer der größten privaten Kapitalgeber in der Schifffahrt, bekommt neue Eigner. Konkurrent Brookfield übernimmt mit 62% die Mehrheit der Anteile für 4,7 Mrd. $. Zusammen verwalten die beiden Schwergewichte künftig ein Anlagevermögen von 47 Mrd. $. Oaktree, das gerade die Hamburger MPP-Reederei Hansa Heavy Lift in die Insolvenz geschickt hat, ist einer der größten Schifffahrtsinvestoren aus dem Private Equity-Bereich: Hauptaktionär bei Star Bulk und Eagle Bulk, dazu gewichtiger Anteilseigner bei Euronav, Capital Product Partners und Torm, Anleihe-Investor bei Seacor Holdings, Ship Finance International und DHT Holding. Auch am Shipmanager OSM und am Yacht-Projekt von Ritz Carlton sind die Amerikaner beteiligt. n HANSA International Maritime Journal 04 | 2019 29
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