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HANSA 04-2017

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Schiffstechnik | Ship Technology Recyclingpläne im hohen Norden Neben Reparaturen will Turku Repair Yard bald auch Verschrottungen anbieten Photo: TRY Kloska Group www.kloska.com MK-MARINE SOLAS RANGE SERVICES Seenot- und Rettungsmittel Tragbare Feuerlöscher Feste Brandschutzsysteme Nieder- und Hochdruck CO2-Anlagen FM-200-Löschanlagen Schaumanlagen Wassernebeleinrichtungen Tragbare Gasmelder MK MK-MARINE GmbH Westkai 50 · 27572 Bremerhaven · Tel. +49(0)471 - 97227-0 contact@.mk-marine.net · www.mk-marine.net Notfall-Atemschutzgeräte Chemikalienschutzanzüge Atemluftgeräte und Kompressoren Rettungsinseln und Tauchanzüge Aufblasbare Rettungswesten Persönliche Schutzausrüstungen Die Verschrottung von Schiffen bringt man vor allem mit Südasien in Verbindung – nicht mit Finnland. Doch dort gibt es Pläne, das Schiffsrecycling in die EU zurück zu holen. Von Felix Selzer Die maritime Industrie in Finnland stellt sich derzeit neu auf. Zum einen muss man auf die veränderten Marktbedingungen reagieren, der Offshore-Einbruch hat viele Technologieunternehmen und Werften in Bedrängnis gebracht. Zum anderen setzt man auf Zukunftstrends wie Digitalisierung und autonome Schifffahrt (siehe HAN- SA 03/2017). Chancen für neue Geschäftsmodelle sieht man in Finnland aber nicht nur im digitalen Bereich. Mit neuen Regularien wie der EU Ship Recycling Regulation (EU- SRR) gibt es nun Überlegungen, auch im hohen Norden Schiffe zu verschrotten. Der EU-Vorgabe entsprechend dürfen europäische Eigner ihre Schiffe unter EU-Flagge nur noch von zertifizierten Betrieben verwerten lassen, das beliebte »Beaching« ist nicht mehr erlaubt, es gibt Vorgaben für Umwelt- und Arbeitsschutz. Die Bestimmungen treten spätestens am 31. Dezember 2018 in Kraft, frühestens sechs Monate, nachdem die Recyclingkapazität der akzeptierten Betriebe mindestens 2,5 Mio. LDT pro Jahr beträgt. Die Grundvoraussetzungen können nur Werften mit Trockendock erfüllen. Davon erhoff sich zum Beispiel die Turku Repair Yard neue Geschäfte. Die Werft, die zur estnischen BLRT-Gruppe gehört, ist derzeit auf die Reparatur und Wartung fokus- 64 HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 4

Schiffstechnik | Ship Technology siert, nimmt Retrofits oder Lifecycle-Extensions an verschiedensten Schiffstypen vor. Bereits in den 1980ern habe man aber auch Schiffe demontiert, in den 1990ern seien russische Atom-U-Boote in Turku abgewrackt worden, erklärt Juhani Linna. Der Geschäftsführer von AJL Consulting berät die Werft bei ihren Plänen zum Wiedereinstieg ins Verschrottungsgeschäft. Er ist überzeugt, dass es angesichts der Tonnage, die in den nächsten Jahren verschrottet werden muss, auch mehr Bedarf für Recycling innerhalb Europas geben wird. »Wir haben hier schließlich viel Expertise zu bieten, sowohl was das Recycling verschiedenster Produkte als auch die entsprechende Logistk angeht«, sagt er. Der bisherige Plan sieht vor, dass die Werft das große 265 x 70 m-Dock nutzt, das einst für Arbeiten an Offshore-Plattformen gebaut worden war. Die Demontage will man zusammen mit Delete Finland erledigen, die auch für die Weiterverarbeitung des Materials zuständig sind. Weitere Partner sind Hans Langh für die Abfallbeseitigung sowie Meriaura für den Kauf von Schiffen und die Transportlogistik. Mehr Potenzial für Europa In einem »virtuellen Projekt« sind bereits eine Verschrottung durchgespielt, Umweltbestimmungen geprüft und ein Businessplan erstellt worden, mit Unterstützung von der finnischen Innvationsförderungsagentur TEKES, die es auch für die erste echte Abwrackung geben wird. Für den Erfolgsfall liegen bei der Werft schon Pläne für ein zweites, neues Trockendock in der Schublade. »Wir können nicht die gleichen Schrottpreise zahlen wie in Bangladesch, eher wie in der Türkei – also 100–150 $/LDT anstatt 320 $. Aber angesichts der Tatsache, dass beispielsweise norwegische Eigner bereits angekündigt haben, keine Schiffe mehr nach Südasien in den Schrott zu schicken, sehen wir ein riesiges Potenzial«, meint Linna. Wie groß die Zahl EU-geflaggter Schiffe, die in zertifizierten Betrieben verwertet werden, letztlich ist, muss sich zeigen. Denn durch einen Flaggenwechsel zu einem Drittstaat könnten Reeder die EU- SRR umgehen, befürchten Kritiker. Die Reparaturwerft will zum führenden Schiffsverwerter in der EU werden. Damit ist man in Finnland nicht allein. Auch bei der Stadt und Hafenverwaltung im weiter nördlich gelegenen Pori gibt es nach Aussage des dortigen Liaison Managers Pasi Pitkänen ernsthafte Überlegungen zur Ansiedlung einer Recyclingwerft. Abstract: Plans for ship recycling in the far north Scrapping is usually tied to South Asia, not Finland. As the date for Entry into Force of the European Ship Recycling Regulation comes closer, Finnish shipyards like Turku Repair Yard think about bringing scrapping back to the EU at a larger scale. The company has the capacities and the experience for this kind of work, a feasibility study, a »virtual scrapping« of a vessel has already been done. The Fins see great potential for scrapping in the EU looking at the high number of vessels of Scandinavian owners who have already announced to send their old tonnage to be scrapped in South Asia. In case of success, TRY already has plans for a second dry dock for recycling. Their ambition is to become the leading recycling facility in the EU. Also in other places in Finland scrapping facilities are under consideration. Further information: redaktion@hansa-online.de Die Finnen sind nicht die einzigen, die Chancen für Verschrottungen in der EU sehen. So haben vor kurzem fünf europäische Werften, die bereits eine Zulassung durch die EU haben, die Gründung der European Ship Recyclers Group (ESR) verkündet. Port of Bordeaux (Frankreich), Galloo (Belgien), Smedegaarden(Dänemark), Scheepssloperij Nederland (Niederlande) und DDR (Spanien) agieren dabei unter der Flagge der International Ship Recycling Association (ISRA). ESR-Chairman Peter Wyntin erklärte: »Unsere fünf Werften repräsentieren die heutigen ›Best Industry Practices‹ im Schiffsrecycling. Unser erstes Ziel ist es, ein Bewusstsein für die Recyclingkapazität in Europa zu wecken, die derzeit bei über 1 Mio. t liegt.« Man müsse nun schaffen, dass die ESR-Werften ganz oben auf der Liste von Schiffseignern stünden, wenn es um das Abwracken ihrer Schiffe gehe. »Unsere Botschaft ist ganz klar: Lasst EU-geflaggte Schiffe in Europa.« Wie groß die Chancen für die europäischen Abwrackbetriebe sind, gilt als offen. Allerdings haben die Europäer klar die Nase vorn, wenn es um die Umwelt- und Arbeitssicherheit geht, denn bisher wurden nur Werften aus EU-Staaten in die Liste der akzeptierten Betriebe aufgenommen. Dabei gibt es wohl auch Anträge aus China, Indien und der Türkei, die jedoch noch geprüft werden. Die mit Spannung erwartete erste Version der EU-Liste, die im Dezember 2016 veröffentlicht wurde, führt Werften in Belgien, Dänemark, Frankreich, Lettland, Litauen, den Niederlanden, Polen, The TRY dry dock can accomodate two vessels side by side Portugal, Spanien und UK auf. Der europäische Reederverband ECSA fürchtet, dass die Zahl zugelassener Werften nicht ausreichen wird und fordert eine schnelle Aufnahme von Betrieben aus Drittstaaten. Während dort noch Investitionen nötig wären, könnten die europäischen Werften schon anfangen zu recyceln. Zwar hat es im Vorgriff auf die ebenfalls anstehende Hong Kong International Convention for the Safe and Environmentally Sound Recycling of Ships der Weltschifffahrtsorganisation IMO bereits Verbesserungen bei den großen Verwertern in Südasien gegeben, etwa im indischen Alang. Doch werden dort noch immer Schiffe auf den Strand gefahren – gern auch von europäischen Reedern. M Photo: TRY HANSA International Maritime Journal – 154. Jahrgang – 2017 – Nr. 4 65

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