FINANZIERUNG | FINANCING HCOB verdoppelt das Neugeschäft Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) sieht ihre Transformation zur Privatbank als abgeschlossen an. Der Gewinn konnte deutlich gesteigert werden. Dazu beigetragen hat auch die Shipping-Sparte mit doppelt so viel Neugeschäft gegenüber dem Vorjahr Nach dem Verkauf und einer durchaus »schmerzhaften« Restrukturierung sieht HCOB-Vorstandschef Stefan Ermisch die Bank gut aufgestellt. Mit einer exzellenten Kapitalposition zähle die HCOB zu den effizientesten und profitabelsten Banken in Deutschland, sagte er bei der Präsentation der Bilanz für 2021. Das Konzernergebnis (nach Steuern) konnte gegenüber 2020 von 102 Mio. € auf 351 Mio. € mehr als verdreifacht werden. Das Vorsteuergebnis stieg von 257 Mio. € auf 299 Mio. €. Shipping mit höchster Rendite Segment-Ergebnis Shipping € mill Net interest income Net commission income Other income Total income Risk costs (expected loss) Administrative expenses Net income before taxes Net income after taxes RoE after taxes (%) Net Interest Margin (bps) Cost-Income-Ratio (CIR in %) Risk costs (expected loss - bps) Gross new business (bn) 2020 112 12 -23 101 -25 -57 19 17 4 177 50 59 0.9 2021 102 11 29 142 -12 -59 71 62 25 196 38 35 1.9 Vorstandschef Stefan Ermisch sieht die HCOB auf Erfolgskurs und bekennt sich zur Schiffsfinanzierung Dazu hat maßgeblich auch das einstige Sorgenkind »Shipping« beigetragen. Zwar wurde das Kreditportfolio mit 3,7 Mrd. € nur um 100.000 € gegenüber 2020 ausgebaut. Angesichts der starken Schifffahrtsmärkte seien aber in großem Umfang Tilgungen und Verwertungen im Altbestand erfolgt. Dem habe die Bank ein nahezu verdoppeltes Volumen im Neugeschäft in Höhe von 1,9 Mrd. € entgegen gesetzt, nachdem es nach sechs Monaten erst 0,7 Mrd. € waren. Die Sparte hat letztlich 62 Mio. € zum Konzernergebnis beigetragen, in keinem anderen Geschäftsfeld war die Kapitalrendite (RoE) mit 25 % so hoch wie im Geschäft mit den Reedern. »Wir waren nie wirklich raus und werden uns weiter in der Schifffahrt engagieren«, betonte Ermisch. Es bleibe aber auch künftig bei einem vorsichtigen und konservativem Finanzierungsansatz. »Die Fehler der Vergangenheit werden sich nicht wiederholen.« Die einstige HSH Nordbank hat in Spitzenzeiten ein Portfolio von mehr als 40 Mrd. €aufgebaut, war dann aber wegen der schlechten Marktentwicklung und zu vieler »fauler« Kredite in Turbulenzen geraten und war letztlich verkauft worden. So ist auch künftig nicht an einen Ausbau des Shipping-Portfolios gedacht, obwohl die HCOB im laufenden Geschäftsjahr 2022 mit 7 Mrd. € statt zuvor 5,4 Mio. € im Neugeschäft rechnet. Stattdessen sollen eher andere Kernfelder der Bank für Wachstum sorgen. Bei Schiffsfinanzierungen soll es dagegen eher eine Seitwärtsbewegung geben, so Ermisch. Beim Neugeschäft konzentriert sich die Nachfolgebank der HSH Nordbank weiter auf sogenannte Restrukturierungen von Secondhand-Tonnage, also von älteren Einheiten, für internationale Kunden, vornehmlich aus Deutschland, Griechenland (jeweils 25 %) und aus dem restlichen Europa (36%). Neubauten waren und sind für die HCOB vorerst kein Thema. Traditionell dominieren im Portfolio Containerschiffe (42%) und Bulker (26%), gefolgt von Tankern (18%) und sonstigen Schiffstypen (14%). Portfolio nach Schiffstypen Von den finanziellen und bilanziellen Sorgen, die noch vor drei Jahren die Existenz der damaligen Landesbank gefährdet hatten, ist jedenfalls keine Rede mehr. Die NPE-Quote (Non-Performing Exposure) liegt bei geringen 1,4 %, die Bilanzsumme wurde auf jetzt 30 Mrd. € reduziert, Risikovorsorge konnte zurückgeführt sowie Zinsmargen gesteigert und die Verwaltungskosten gesenkt werden. Nach Jahren des Sparens und Schrumpfens soll die Bilanzsumme in den kommenden Jahren sogar wieder vergrößert werden, die Zielmarke liegt bei 35 Mrd. €. Während in die IT-Ausstattung weiter investiert wird, sinkt die Zahl der Beschäftigten. Von 4.000 Mitarbeitern in der »Blütezeit« sind jetzt noch gut 900 übrig geblieben. KF © HCOB 16 HANSA – International Maritime Journal 03 | 2022
FINANZIERUNG | FINANCING Schiffsfinanzierung durch Verbriefung Maritime Unternehmen, gerade aus dem Mittelstand, leiden unter einer zunehmend restriktiven Kreditvergabe und dem fehlenden Zugang zum Kapitalmarkt. In einer neuen Studien wird ein alternativer Finanzierungsweg aufgezeigt Die Finanzierungssituation der mittelständischen maritimen Betriebe in Deutschland hat sich im letzten Jahrzehnt erheblich verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Maritime Finance Research Group (MFiRG). Die Autoren Max Johns und Norbert Dieckmann schlagen Alarm. »Die Situation droht, sich negativ auf den Standort auszuwirken.« Nach dem Rückzug vieler Banken aus der Finanzierung im maritimen Segment sei Vergabepraxis bei klassischen Krediten zunehmend restriktiv. Zudem beklagten die Geldinstitute zu komplexe Regulierungsvorschriften. Antragsverfahren bei staatlichen Förderbanken würden als zu unübersichtlich eingestuft, ein Zugang zum Kapitalmarkt sei nur begrenzt vorhanden. Zentrale Empfehlung der Autoren ist daher eine neue Form der Finanzierung. Eine neu zu schaffende Kreditplattform könnte das Risiko für die Banken beschränken und die Bereitstellung von Fremdkapital für maritime Unternehmen erleichtern. Reeder, Werften oder auch Zulieferer bekommen dabei ihre Kredite weiterhin von einer Bank. Diese gibt die Kreditrisiken aber an eine Zweckgesellschaft ab, die von Unternehmen, Insitutionen und auch der Kreditanstalt für Wiederaufbau getragen werden kann. Auf diese Weise müssten die Banken ihre Kredite nicht mit Eigenkapital unterlegen. Die Plattform »verbrieft« wiederum ihre Forderungen und macht daraus neue Wertpapiere, die dann an Investoren verkauft werden könnten. So ließen sich kleinere Kredite kapitalmarktfähig bündeln. Die Studie empfiehlt weitere Maßnahmen, »die kurz- und mittelfristig helfen können: • Effektivere Nutzung der staatlichen Fördermittel für Green Finance, insbesondere auch in Kombination mit der vorgeschlagenen Kreditplattform. • Mittelfristig Schaffung eines regulatorischen Rahmens für eine Börse mit maritimem Segment in Analogie zum Börsenplatz Oslo. Konzertierte Anstrengungen zur Etablierung einer börsenfreundlichen Investitionskultur, die Ansiedlung und Kooperation von Investmentbanken, Brokern, Investoren und Analysten ermöglicht. • Öffnung des Hermes-Deckungsinstrumentariums für inländische Besteller nach Vorbild anderer europäischer Staaten. Reeder und Besteller könnten so Exportgarantien nutzen, wenn das Schiff grenzüberschreitend eingesetzt werden soll. • Eine punktuelle Umgestaltung der Erhebung der Quellensteuer auf Kapitalerträge, um die Begebung von Anleihen in Deutschland attraktiver machen und Ausländer besser in den Investorenkreis aufnehmen zu können. Geleitet worden war die Untersuchung von Max Johns und Norbert Dieckmann. Sie basiert auf einer Umfrage bei Unternehmen der maritimen Industrie in Deutschland und ergänzenden Experteninterviews. KF Carsten Most Tel. 040/72003-120 | E-Mail: carsten.most@akzonobel.com HANSA – International Maritime Journal 03 | 2022 17
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