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HANSA 03-2021

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SCHIFFFAHRT | SHIPPING

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Über Hamburg zum Global Player Die chilenische Bulkreederei Nachipa war bisher vor allem ein lokaler Akteur in der Americas-Region. Mit einem neuen, in Hamburg angesiedelten Chief Commercial Officer vollzieht man den Schritt zum Global Player, berichtet Felix Selzer Die Region Nord- und Südamerika sei ein »fantastischer Nischenmarkt«, sagt CEO Felipe Simian im Gespräch mit der HANSA. »Aber irgendwann brauchten unsere Kunden uns für den weltweiten Handel. Wir müssen in der Lage sein, unsere Schiffe dorthin zu schicken, wo sie es wollen.« Die Reederei arbeitete bislang mit ihrer eigenen Flotte von etwa zehn Handysize- Schiffen mit mittel- und langfristigen Verträgen und eigener technischer Abteilung, dazu kamen für gewöhnlich drei oder vier Schiffe auf Spot-Basis. Das Transportvolumen lag bisher bei rund 3 Mio. t im Jahr. Nun soll die Ladung im Vordergrund stehen. »Wir haben uns von einem Besitzer von Dry-Bulk-Schiffen zu einem Zeitcharter-Betreiber gewandelt. Das gibt uns mehr Flexibilität und die Möglichkeit, mit der Zeit Schritt zu halten. Das Unternehmen ist jetzt in der Lage, eine moderne Flotte zu betreiben, und das ist es, was die Kunden im Moment brauchen«, sagt Simian. »Cargo first« und »asset light« heißen die Ansätze, derzeit liegt das durchschnittliche Flottenalter bei etwa drei Jahren. Bis 2023 soll die Transportkapazität verdreifacht werden. »Ich spreche jetzt aber lieber nicht von einer bestimmten Anzahl von Schiffen, weil wir uns die Möglichkeit zum Wechsel auf größere Tonnage wie Supramaxe oder Ultramaxe offen halten möchten. Das ist ja gerade die Idee von »asset light«, erklärt Simian. Die anhaltende Corona-Pandemie habe die Situation für die Expansion nicht grundlegend geändert, sagt der Nachipa- CEO. »Wir wollten sowieso wachsen, die Krise hat die Dinge nur ein wenig verzögert. Natürlich war der Markt sehr angespannt, aber wir hatten bereits beschlossen, ein Büro in Hamburg zu eröffnen und unsere Präsenz zu erweitern. Wir haben an dem Plan festgehalten und ich denke, das war eine gute Entscheidung.« Einige Leute seien schon »Das Timing ist genau richtig. Wenn der Markt so schwach ist, kann es eigentlich nur nach oben gehen« Felipe Simian Überrascht gewesen, dass man den Schritt in der Krise gewagt habe, auch habe es das Unternehmen viele Ressourcen gekostet. »Das Timing ist aber genau richtig, wenn der Markt so schwach ist, kann es eigentlich nur nach oben gehen«, ist sich Simian sicher. »Der Markt war schon vor der Pandemie sehr schwach, und natürlich hat sich der Effekt durch den Shutdown im pazifischen Raum in der ersten Hälfte des letzten Jahres noch verschärft«, ergänzt CCO Jan-Philipp »Japhi« Rauno. »Unsere Schiffsgrößen und -typen und unsere Handelsmuster werden sehr stark vom Funktionieren der chinesischen und anderer fernöstlicher Volkswirtschaften beeinflusst. Wir waren alle von der Entwicklung überrascht, aber die Eigentümer des Unternehmens blieben fokussiert und wir haben sogar noch einen weiteren Mitarbeiter außer mir in Europa eingestellt.« Dass die Expansion mit einem neuen Standort in Deutschland beginnt, erklärt Simian einerseits mit der langen Geschichte der Geschäftsbeziehungen in der Schifffahrt und des Handelsaustauschs mit Chile. »Und dann muss man sich fragen, mit wem man das machen will. Ich traf Japhi und sagte, ich vertraue ihm und möchte mit ihm arbeiten – und er war in Hamburg ansässig. Da Deutschland ein solches Schifffahrtszentrum ist und steuerfreundlich für die Schifffahrt ist, ergab das für mich Sinn. Wir sind ein Peoples- Unternehmen: wenn Japhi in Deutschland ist und ich an das Projekt glaube, das er vorgestellt hat, dann lass uns nach © Nachipa 28 HANSA – International Maritime Journal 03 | 2021

SCHIFFFAHRT | SHIPPING Deutschland gehen.« Rauno ist der festen Überzeugung, dass Deutschland der richtige Ort ist, besonders in Markt für Handysize-, Supramax- und Ultramax-Bulker. »Hier gibt es viel Know-how und ein Netzwerk. Etwa 100 Schiffe des 40.000-dwt-Segments werden von Hamburg aus von großen Pools und Reedern gesteuert. Alle großen Maklerfirmen haben hier Büros, die Liquidität an Personal und Business ist also recht gut«, sagt er. Dass der neue Standort in Europa liegt, hat damit zu tun, dass die chilenische Reederei die Kunden in ihrer jeweiligen Zeitzone bedienen will. Deutschland sei dabei so gut wie jeder andere Schifffahrts- Hub in Nordeuropa, sei aber preiswert im Vergleich zu London, Skandinavien oder der Schweiz. »Es passt alles«, sagt Rauno. Der Chief Commercial Officer arbeitet mit einem Befrachtungsmanager in Deutschland und zweien in Chile. Rauno erklärt: »Wir übernehmen die gleiche Funktion wie in Chile, aber für einen anderen Kundenkreis. Das Geschäft wird in Europa gesteuert, viele der Rohstoffhandelsunternehmen sind hier ansässig, vor allem in der Schweiz und in Norwegen, und auch London ist ein großer Markt. Selbst das Geschäft, das physisch in Amerika verladen wird, wird von Europa aus gesteuert.« »Der Mann in Chile kennt den Markt und alle Leute dort bereits, deshalb halte ich es für eine gute Idee, den CCO in einer anderen Zeitzone in der Mitte der Welt zu haben, auch im Hinblick auf unseren Plan, in ein paar Jahren nach Asien zu expandieren«, fügt Simian hinzu. Er erwartet wie viele in der Branche bald einen Rohstoff-Superzyklus: »Die derzeitigen Spannungen im Rohstoffhandel zwischen China und Australien haben natürlich ihren Einfluss und lassen die Preise etwas steigen. Vor allem aber denke ich, dass es nach einer großen Pandemie wie dieser und vor allem mit dem kleinsten Auftragsbestand seit 30 Jahren keinen Sinn macht, dass sich der Markt nicht verbessert.« Einen konkreten Zeitplan für den nächsten Schritt gibt es aber noch nicht, sagt Rauno. »Wir sind kein milliardenschweres, bürokratisches, börsennotiertes Unternehmen. Wenn wir also das richtige Team und die richtigen Verbindungen finden, werden wir die Sache vorantreiben. Abstract: Nachipa going from local to global – via Hamburg Chilean bulk shipping company Nachipa has mainly been a local operator in the Americas region in the past. To serve clients’ needs – i.e. worldwide coverage and modern vessels –, the company shifted to a »cargo first« and »asset light« approach. The expansion has started with a new office in Hamburg and a new CCO based in Germany. Es gibt keine Deadline, die Chancen müssen kommen und das Unternehmen ist von der Beteiligungsseite her sehr konservativ, wir prüfen ständig die Risiken, die auch ein guter Markt haben kann«, sagt er. Und vorerst befinde man sich ja noch mitten in der Pandemie, die Expansion nach Fernost werde mit dem Volumenwachstum des Unternehmens kommen. Noch etwas spricht für die Expansion nach Fernost, denn seine Tonnage bezieht Nachipa vornehmlich aus Japan. »Japanische Schiffe sind die besten, die wir bekommen können – genau wie ein Toyota, der geht nie kaputt. Alle Werften sind in dieser Region, die großen Leasingfirmen sind in China. Wenn wir also zehn oder 15 Schiffe in die Flotte aufnehmen wollen, müssen wir vor Ort sein«, sagt Simian. Man arbeite an langfristigen Beziehungen zu japanischen Schiffseignern und bislang habe sich das als die richtige Entscheidung erwiesen. »Wir würden auch gern mit deutschen Eignern zusammenarbeiten. Sie sind im Moment hauptsächlich Konkurrenz, aber natürlich würden »Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, nehmen wir ein Schiff vom lokalen Markt – warum nicht« Jan-Philipp Rauno wir auch für sie arbeiten«, fügt Rauno hinzu. »Ich verfolge derzeit Projekte von deutschen Investoren, die Schiffe kaufen, und diese brauchen Beschäftigung. Das ist unser Größensegment, also schicken wir ständig die Raten und führen Gespräche«, sagt Rauno, der auch noch tiefgehende Kenntnisse des alten deutschen KG-Markts besitzt. »Felipes Vater hat vor etwa 25 Jahren auch Schiffe auf dem Hamburger Markt gekauft. Es gab also schon immer eine enge Beziehung. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, nehmen wir ein Schiff vom lokalen Markt – warum nicht«, sagt er. n HANSA – International Maritime Journal 03 | 2021 29

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