VERSICHERUNGEN | INSURANCE P&I Clubs reißen das Ruder herum Prämien für Schiffshaftpflicht ziehen erstmals seit Jahren spürbar an. Festprämien-Versicherer sollen weiter ins Hintertreffen geraten sein. Von Michael Hollmann Die Kosten für die P&I-Versicherung steigen auf breiter Front. Nach zwei gescheiterten Anläufen in den Vorjahren konnten die Clubs der International Group das Prämienniveau per 20. Februar – traditionell Beginn des neuen Versicherungsjahres – merklich anheben. Das berichten Versicherungsmakler aus Deutschland und London gegenüber der HANSA. Die Erhöhungen für das Jahr 2021/22 reichen zwar im Durchschnitt nicht ganz an die von den Clubs festgelegten General Increases von +5 % bis +10 % heranreichen. Sie liegen aber auch nicht weit darunter. »Die Mehrzahl der Reedereien dürfte Verteuerungen zwischen +2,5 % und +7,5 % verzeichnet haben«, schätzt ein führender deutscher Makler. Einige setzen die Bandbreite etwas niedriger an, andere etwas höher. Fest stehe, dass fast alle Reeder tiefer in die Tasche greifen müssen, um die Haftung gegenüber Dritten zu decken. »Die Marktverhärtung war vorher immer nur angekündigt worden. Jetzt ist sie tatsächlich eingetreten«, urteilt ein langjähriger Teilnehmer der Branche. Nur in Einzelfällen – bei Flotten mit nahezu schadensfreien Verläufen – soll es gelungen sein, Deckungen zu konstanten Prämien (»as expiry«) zu verlängern. Dass die Clubs in den Verhandlungen entschlossener und disziplinierter ans Werk gingen als in den Vorjahren, ist den Abstract: P&I premiums trending up in renewals Insurance premiums for P&I cover have seen large-scale increases for the first time in years. Brokers told HANSA that rates for most shipowners went up by between +2.5 % and +7.5 % in the recent renewals that closed on 20 February. Clubs with a stronger balance sheet were seen undercutting those that are in danger of rating downgrades. wirtschaftlichen Zwängen geschuldet. Im technischen Versicherungsgeschäft fuhren alle 13 Mitglieder der International Group 2019/20 Verluste ein – in toto rund -400 Mio. $. Auch das abgelaufene Jahr (2020/21) dürfte für die meisten technische Verluste gebracht haben. Vor allem Großschäden über 10 Mio. $, die unter den Clubs gepoolt werden, treiben die Kosten für alle in die Höhe. »Bei +7,5 % war für die meisten Reedereien die Schmerzgrenze erreicht« Das hat zur Folge, dass die Bonitätsnoten einiger Versicherer gefährdet sind, was nicht nur schädlich für die Reputation ist, sondern auch die Rückversicherungsund Refinanzierungskosten hochtreibt. Vier Anbieter (Standard, UK, North, Gard) bekamen 2020 einen Warnschuss von der Ratingagentur Standard & Poor’s. Ihre Bewertung wurde mit einem negativen Ausblick versehen. Gard (A+) zählt noch zu den am besten kapitalisierten P&I Clubs und soll auch bei den jüngsten Renewals durch eine vergleichsweise moderate Preisstrategie aufgefallen sein. »Als Marktführer und mit seiner Größe kann es sich Gard leisten, nicht so scharf wie die anderen Clubs vorzugehen. Hinzukommt ein neues Prämien-Rabattsystem, das vielen Kunden gefällt«, berichtet ein Makler. Zudem sollen Britannia und Steamship Mutual – beide von der Größe her im Mittelfeld anzusiedeln und mit einer relativ starken Kapitalbasis ausgestattet – als Anbieter genannt, eher Maß gehalten haben. Hingegen sollen sich Skuld und vor allem der UK P&I Club unnachgiebig gezeigt haben, ist zu hören. Flotten mit erhöhten Schadensverläufen und Schadenquoten von 100 % und mehr verzeichneten zum Teil massive Prämienanhebungen von 20 %–30 %. Für einige Kunden habe man jedoch erreichen können, dass die Clubs ihre anfänglich geforderten Aufschläge von +40 % oder +50 % nahezu auf das Niveau der General Increases von +10 % heruntergeschraubt hätten, stellt ein deutscher Makler klar. In solchen Fällen hätten die Kunden aber eine lange Historie mit den jeweiligen Clubs gehabt. »Loyalität und Kontinuität haben sich mehr denn je ausgezahlt«, so die Begründung. Gleichwohl soll die Androhung vieler Reeder, notfalls den Club zu wechseln, entscheidend dafür gewesen sein, dass die Beitragsanhebungen im Durchschnitt etwas unterhalb der offiziellen Spanne von +5 bis +10 % lagen. »Bei +7,5 % war für die meisten Reedereien die Schmerzgrenze erreicht. Sonst hätten sie ihre Flotten abgezogen.« Bei einem anderen Club würden sie aufgrund des Unterbietungsverbots innerhalb der International Group zunächst zwar genauso viel zahlen, hätten aber bessere Aussichten, die Kosten in den Folgejahren herunterzuhandeln. Wie viel Tonnage diesmal verschoben wurde, wird sich erst über die Wochen zeigen. Die »Hardliner« könnten durchaus bis zu 10 % ihrer versicherten Tonnage verloren haben. Die größten Verlierer in den Renewals waren aber wohl die kommerziellen Festprämienanbieter (»Fixed Premium P&I«), die den großen IG-Clubs bis vor zwei Jahren noch erhebliche Marktanteile abgejagt hatten. Diese kleineren Versicherer sollen schwer vom Anstieg der Rückversicherungskosten im Marine-Segment sowie von Pandemie-Ausschlüssen bei der Rückversicherung betroffen sein, heißt es unisono aus dem Markt. Zusätzliches Geschäft in Deutschland soll allerdings die Fixed-Premium- Facility des vornehmlich auf Seekasko spezialisierten Norwegian Hull Club gewonnen haben, ist zu hören. Für Verunsicherung im deutschen Markt habe hingegen Thomas Miller Specialty (Ex- Hanseatic) mit der Schließung seiner Schadenabteilung in Hamburg gesorgt. n 12 HANSA – International Maritime Journal 03 | 2021
6 2 4 5 3 8 7 9 1 Havariechronik 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Datum 23.01. 27.01. 27.01. 29.01. 06.02. 07.02. 08.02. 11.02. 13.02. Ereignis Kollision, mehrere Tote Maschinenausfall Maschinenausfall / auf Grund 41 Container über Bord Grundberührung bei Hafeneinfahrt Maschinenausfall Kollision mit U-Boot Brand / Schlagseite Brand / 3 Tote Ort nahe Gresik/Surabaya Fahrrinne Elbe nahe Istanbul Nordpazifik Livorno vor Borkum südl. Koch (Japan) Bozcaada (Türkei) vor Mumbai Schiff Tanto Bersinar Montreal Express Petra Star MSC Aries MSC Aniello Peak Bilbao Ocean Artemis Gallipoli Seaways Greatship Rohini Typ Containerschiff Containerschiff Bulk Carrier Containerschiff Containerschiff General Cargo Bulk Carrier Ro/Ro Cargo Ship OSV tdw 17.785 47.840 43.683 158.097 56.903 3.931 93.103 9.865 3.656 Flagge Indonesien Bermuda Panama Portugal Panama Niederlande Hongkong Türkei Indien Haftpflicht Shipowners' Mutual Gard Hydor Steamship Mutual Standard P&I Gard American P&I West of England Shipowners' Mutual Reise Gresik nach Belawan Hamburg nach Montreal Istanbul nach Kavkaz Los Angeles nach Ningbo Genua nach Livorno Stettin nach Sittingbourne Qingdao nach Mizushima Tuzla nach Triest Mumbai High Field Den kompletten Überblick zu allen aktuellen Havarien gibt es unter www.hansa-online.de/havariechronik/ PRÄMIENAUFKOMMEN WÄCHST Alandia fährt mit Seekasko in die schwarzen Zahlen Der finnische Schiffsversicherer Alandia konnte seinen Gewinn vor Steuern im vergangenen Jahr auf 23,3 Mio. € vervielfachen (2019: 3,1 Mio. €). Ausschlaggebend dafür war ein verbessertes Ergebnis im Seekaskogeschäft. Die Unternehmenssparte Non-Life Insurance lieferte eine kombinierte Schaden-Kosten-Quote von 95 % ab. Damit blieben nach Abzug von Schäden und Betriebskosten 5 % der vereinnahmten Prämien als Gewinn übrig. Das Investment-Ergebnis fiel mit 5,8 Mio. € klar positiv aus, aber schlechter als im Vorjahr (13,2 Mio. €). Dank höherer Prämien im Seekaskogeschäft und der Zunahme der versicherten Tonnage wuchs das Prämienaufkommen bei Non-Life Insurance um 12 % auf knapp 85 Mio. €. Trotz eines einzelnen schweren Großschadens sanken die Gesamtschäden um 15 % auf 52,9 Mio. €. Seit Verkauf der Lebensversicherungssparte konzentriert sich Alandia exklusiv auf Schiffs- und Transportversicherung. n +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm Konzernmutter von Junge wird umgebaut: Maklerkonzern BGC Partners bündelt alle Gesellschaften unter neuer Holding »Corant Global«. Akquisitionen und Investments sollen zentral gesteuert werden. Tochterfirmen bleiben als eigene Marken erhalten – mit Junge sowie den Lloyd’s-Brokern Ed und Besso/Cyrus für das Transport- und Schifffahrtssegment. +++ Searock: Maklerfirma unter Leitung von Maria Mavroudi (Ex-Seascope Hellas, Ex-American Club, Ex-Richards Hogg Lindley) konzentriert sich auf Kasko, P&I und Ware für Kunden in Griechenland, Europa, Mittelost und Afrika +++ Aqualis Braemar LOC gründet Büro in Genua. Angebot umfasst Engineering und Schadensprävention für Offshore und Schifffahrt im Mittelmeerraum. +++ Arch Insurance setzt auf Concirrus: Britischer Versicherer setzt künftig »Quest Marine«-Tool für Verhaltensanalyse und Simulation von Schiffsrisiken ein +++ Bündnis für Cyber Security: Kanzlei Ince und Beratungsfirma Mission Secure bieten gemeinsam Dienstleistungen für Cybersicherheit in der Schifffahrt an: Audit für IMO 2021, Software-Implementierung, Rechtschutz und Krisenmanagement +++ Leute Leute … +++ IUA: Versicherungsverband wählt Robert Kuchinski (Zurich UK) zum neuen Chairman +++ North P&I: James Alexander Tyrrell (Arklow Shipping) löst Pratap Shirke als Chairman ab. Ioanna Procopiou (Sea Traders S.A.) wird Vize +++ HANSA – International Maritime Journal 03 | 2021 13
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