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HANSA 03-2018

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping Jubiläum und neuer Kurs für Schiffsmakler Der Zentralverband Deutscher Schiffsmakler feiert sein 100-jähriges Jubiläum und ist ein fester Bestandteil des maritimen Clusters. Doch die Mitglieder können sich den Verwerfungen in der Schifffahrt nicht entziehen. Anders als im Fußball nähern sich Hamburg und Bremen nun an Zu den Mitgliedern zählen Klarierungsagenten, Befrachtungsmakler, Linienagenturen sowie An- und Verkaufsmakler – derzeit rund 280 Unternehmen. Größter Mitgliedsverband ist die Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten (VHSS), die sich nun öffnen will. Im Rahmen einer außerordentlichen Versammlung haben die Mitglieder jüngst eine umfassende Reform der Vereinssatzung beschlossen. Wesentlicher Kern war dabei die Öffnung auch für Bremer Unternehmen. Der VHSS-Vorsitzende Christian Koopmann erläuterte: »Die Konsolidierung des maritimen Marktes ließ auch die Mitgliederbasis sinken und das sowohl in Bremen wie auch in Hamburg. Zudem sind viele Fragestellungen in der Mitgliedschaft ähnlich, daher ist es nur folgerichtig, die Kräfte zu bündeln.« Die Mitgliedschaft beider Vereinigungen setzt sich aus den oben genannten Berufsgruppen zusammen, über Linienagenturen sind nahezu alle ausländischen Reedereien organisiert, die zugleich auch die wesentlichen Kunden des Hamburger Hafens und der Bremischen Häfen darstellen. Erstmals werden die gemeinsamen Interessen für die beiden wichtigen Hafenstandorte in einem Verband gebündelt von einer hauptamtlichen Geschäftsstelle wahrgenommen. Die Präsenz vor Ort bleibt durch Arbeitsgruppen erhalten. Der neue Verband soll den Namen Vereinigung Hamburger und Bremer Schiffsmakler tragen und Mitglied im ZVDS sein. Ergänzt wird die Präsenz in Bremen durch die Schiffsmakler-Vereinigung für Küstenund Seeschiffsbefrachter, mit der eng vor Ort kooperiert werden soll. Koopmann abschließend: »Wir freuen uns sehr darüber, dass zumindest auf Verbandsebene der traditionelle Wettbewerb zwischen Bremen und Hamburg überwunden werden konnte. Ob das je sportlich gelingt, muss die Zukunft zeigen.« Der ZVDS als Dachorganisation der örtlichen Schiffsmaklerverbände wurde am 9. März 1918 als »Verband Deutscher Schiffs- und Befrachtungsmakler« in Berlin gegründet. 1919 wurde er nach Hamburg verlegt und 1920 unter seinem jetzigen Namen ins Vereinsregister beim Amtsgericht Hamburg eingetragen. War bei der Gründung die Nähe zur damaligen Reichsregierung ein wichtiger Aspekt, zeigte sich schon nach wenigen Monaten, dass ein solcher Verband seinen Sitz folgerichtig in Deutschlands damaligem und heutigem größten Seehafen haben muss, weil so Verbandsarbeit und Tätigkeit der Schiffsmakler gut miteinander koordiniert werden können. In seiner langen Geschichte hat das Gewerbe der Schiffsmakler niemals »viel von sich hergemacht«. Die Zurückhaltung ist Tradition geblieben. Höchstens intern vermerken Schiffsmakler, dass ein deutscher Bundeskanzler, nämlich Willy Brandt, ihr Gewerbe in Lübeck er- 38 HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 3

Schifffahrt | Shipping Abstract: Shipbrokers celebrate anniversary The German Shipbrokers’ Association (ZVDS) celebrates its 100 th anniversary as an integral part of the maritime cluster. But even the brokers cannot evade the turmoil on the shipping markets. »We are delighted that we are set to overcome the traditional competition between Bremen and Hamburg, at least at association level,« says VHSS (Hamburg) Chairman Christian Koopmann – both cities’ ZVDS member organisations plan to cooperate. Further information: redaktion@hansa-online.de Quelle: Felix Selzer/ZVDS lernte. »Es stört sie auch nicht, dass kein Mensch auf der weiten Welt, die doch ihr Feld ist, einen Schiffsmakler-Schlager pfeift, dass es noch nicht einmal ein Seemannslied gibt, welches sich mit ihrem Gewerbe beschäftigt und schließlich die deutsche Literatur mehr als drei Jahrhunderte benötigte, sich dieses Berufes zu erinnern«, heißt es aus dem Verband. In seinem Roman »Aus großer Zeit« hat Walter Kempowski dem Schiffsmakler ein bleibendes Denkmal gesetzt. Erstmals im Jahre 1455 nennt die Chronik den »Frachtherren«. Als Vermittlungsorgan wurde er von lübischen Bergenfahrern eingesetzt, die ihm die Regelung der Frachtverträge anvertrauten, die Abstimmung von Angebot und Nachfrage überließen und damit eine Selbstverwaltungsangelegenheit der Schiffer und Kaufleute schufen. Der Frachtherr gilt als Vorläufer des Schiffsmaklers, vom »Mekeler«, »Mäckler« oder »Mackler« spricht man aber erst zwei Jahrhunderte später, als 1626 die erste Maklerordnung in Bremen und 1642 eine Maklerordnung in Hamburg verabschiedet wird. Noch einmal 200 Jahre dauert es, ehe sich im Entwurf einer neuen Ordnung Hamburgs im Jahre 1865 die noch heute gängige Bezeichnung »Makler« findet. In diese Zeit fällt auch die erste und in der Schiffsmaklergeschichte einzige öffentliche Demonstration des Gewerbes. 1866 opponieren 677 »hamburgische geschworene Makler« gegen das »Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch«, das nur zwei Arten von Maklern zulässt. 1897 kommt es dann an der Elbe mit der Gründung der »Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten« zum ersten Zusammenschluss im Gewerbe, 1905 folgt eine Vereinigung der Bremer Makler. Die Geburtsstunde des Schiffsmaklers heutiger Prägung liegt zu diesem Zeitpunkt allerdings erst knapp 100 Jahre zurück. Erst nach der Trennung der nordamerikanischen Kolonien von England und dem Abfall des spanischen und portugiesischen Amerikas vom Mutterland nämlich hatten sich für Hamburg und Bremen gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Tore zum Welthandel geöffnet, und nach der Berufstrennung zwischen Kaufleuten und Reedern entwickelt sich der Schiffsmakler zum eigenständigen Beruf. Der Kapitän ist nicht mehr nur Schiffer, sondern übernimmt auch kaufmännische Aufgaben. »Konnossement« und »Charter Party« werden geboren. Der Makler ist zum Dienstleister für Kapitän, Ablader und Empfänger geworden. »Er hat«, so heißt es in einer Tätigkeitsbeschreibung aus dem Jahre 1818, »nicht nur Verkäufe von Schiffen in Händen, sondern seine Geschäfte bestehen größtenteils darin, dafür zu sorgen, was hinsichtlich der Befrachtung und Abreise sowie Ankunft und Entladung von Schiffen zu beobachten ist.« In der Folgezeit gehen immer mehr kaufmännische Aufgaben vom Kapitän auf den Schiffsmakler über. Der ZVDS heute Heute gehören dem Zentralverband neun Schiffsmaklerverbände in Deutschland an. Insgesamt sind rund 280 Schiffsmaklerfirmen in Deutschland dem ZVDS angeschlossen, die über die lokalen Vereinigungen in Bremen, Duisburg, Emden, Flensburg, Hamburg, Kiel, Lübeck, Rostock und Wilhelmshaven organisiert sind. Hauptanliegen des ZVDS ist die Durchsetzung gemeinsamer Berufs- und Standesinteressen ohne Einengung oder Kontrolle der wirtschaftlichen Freiheit des Einzelnen. Der ZVDS bearbeitet alle Angelegenheiten des Schiffsmaklergewerbes, die allgemeiner Natur sind, und ist somit die Interessenvertretung aller Mitglieder. Diese Vertretung bezieht sich auch auf die Zusammenarbeit mit den Verwaltungsbehörden, deren Beratung sowie auf die Erarbeitung von Vorschlägen zur Zusammenarbeit mit ihnen. Auch auf internationaler Ebene ist der ZVDS aktiv. Er ist Gründungsmitglied des Weltdachverbandes FONASBA (The Federation of National Associations of Shipbrokers and Agents). Außerdem ist er im europäischen Interessenverband ECASBA (European Community of Agents and Shipbroker Associations) engagiert, die als Gesprächspartner und Berater für die schifffahrtsrelevanten EU- Gremien in Brüssel immer mehr an Bedeutung gewinnt. Über die FONASBA hat der ZVDS auch Wirkungsmöglichkeiten auf die Arbeit wichtiger internationaler Organisationen, wie des BIMCO und der International Maritime Organisation (IMO). So gibt sie zusammen mit dem BIMCO Standardwerke heraus, wie die »Voylay Rules«, das »Standard Liner Agency Agree ment« oder das »General Agency Agree ment«, die die rechtlichen Grundlagen für den Agenturvertrag zwischen Reeder und Makler bilden. Auf nationaler Ebene arbeitet der ZVDS als Mitglied in verschiedenen Vereinigungen und Verbänden an wichtigen Schifffahrtsthemen mit, wie dem Seerecht und der Verkehrspolitik, und vertritt die Brancheninteressen gegenüber Bundesbehörden und Institutionen. Besonders stolz ist der ZVDS auf sein Standardlehrbuch »See-Schiff-Ladung«, das er zusammen mit dem Verband Deutscher Reeder (VDR) für alle Schifffahrtskaufleute herausgibt. In dem Handbuch, das zuletzt in der neuen Auflage erschienen ist, sind alle für den Beruf des Schifffahrtskaufmannes relevanten Fragen behandelt. Es gilt als unentbehrlicher Helfer für angehende und gestandene Schiffsmakler.RD HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 3 39

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