FINANZIERUNG | FINANCING Übernahme? Fusion? Kooperation? Ein Update zum maritimen »Miteinander« Ob Reeder, Manager, in Häfen oder auf See: In der internationalen maritimen Industrie gibt es einen bunten Strauß an M&A- oder Kooperationsprojekten zu beobachten – die HANSA gibt ein Update über interessante und beachtliche Entwicklungen der vergangenen Wochen Zeaborn | Wilhelmsen | MPC Eine der hierzulande wohl meistbeachteten Transaktionen war kurz vor Weihnachten die Übernahme von Zeaborn Ship Management aus Hamburg durch Wilhelmsen Ship Management und MPC Capital. Bauunternehmer Kurt Zech konzentriert sich künftig auf Assets und Operations. Bereits im Juli hatte die Zech Maritime Holding die Befrachtungssparte für Containerschiffe veräußert. Im Management von Zeaborn befanden sich zuletzt rund 100 Containerschiffe, Bulker, Tanker und Mehrzweckschiffe, die von Büros in Hamburg, Limassol, Singapur und Manila aus betreut wurden. Noch vor Jahresfrist war der Ausbau der Flotte als Ziel ausgegeben worden. Offenbar hat aber ein Stimmungsumschwung stattgefunden. Die Käufer Wilhelmsen Ship Management (Singapur) und MPC Capital (Hamburg) bauen mit dem Erwerb von Zeaborn ihre gemeinsamen Aktivitäten im Bereich des technischen Schiffsmanagements in Hamburg auf mehr als 150 Schiffe aus. Über alle Schiffssegmente kommt Wilhelmsen künftig auf eine Flotte von 350 Schiffen. Die Übernahme sei ein 20 HANSA – International Maritime Journal 02 | 2024
FINANZIERUNG | FINANCING konsequenter nächster Schritt in der seit drei Jahren bestehenden Partnerschaft zwischen MPC Capital und Wilhelmsen sowie für ihre Joint-Ventures Wilhelmsen Ahrenkiel Ship Management (Wilhelmsen Ahrenkiel) und Barber Ship Management, heißt es bei MPC Capital. »Es ist nie einfach, sich von gut performenden Unternehmen zu trennen, doch die Transaktion macht für alle Beteiligten Sinn«, sagt Holger Strack, Geschäftsführer der Zech Maritime Holding mit Sitz in Hamburg. Die Geschäftsführung der gemeinsamen Aktivitäten übernehmen Michael Silies und Michael Brandhoff. Silies ist seit 2003 bei MPC Capital tätig und leitet seit 2020 Wilhelmsen Ahrenkiel. Brandhoff ist seit 2021 Geschäftsführer von Zeaborn. HMM | Harim Der Verkauf der südkoreanischen Linienreederei HMM in private Hände ist auf der Zielgeraden. Die staatliche Korea Development Bank (KDB) und die Korean Ocean Business Corp. haben für ihre Mehrheitsbeteiligung ein Konsortium um den Lebensmittelkonzern Harim (mit seinem Schifffartsarm Pan Ocean) als »bevorzugten Bieter« ausgewählt. Es hat rund 4,92 Mrd. $ für die zum Verkauf stehenden 398,8 Millionen Aktien geboten, die die KDB sieben Jahre zuvor durch einen Tausch von Schulden gegen Aktien erworben hatte. Die Transaktion soll in der ersten Hälfte des nächsten Jahres abgeschlossen werden. Auch Hapag-Lloyd hatte zwischenzeitlich für HMM geboten, war als ausländischer Bieter aber schnell vom Verfahren ausgeschlossen worden. Auerbach | Minmarine Die bayerische Reederei Minship schluckt Auerbach Marine aus Hamburg und übernimmt künftig allein unter dem Namen Minmarine das technische Management aller Bulk- und MPP-Schiffe. Bereits vor gut zwei Jahren, im August 2021, hatten Minship und Auerbach das technische Management ihrer Flotten zusammengelegt. Zunächst waren gut zwei Dutzend Bulk- und MPP-Schiffe von zwei Standorten in Bayern und Hamburg aus unter den Namen Auerbach Marine und Minmarine betreut worden. Nun werden die operativen Aktivitäten im MPP-Sektor unter dem neuen Namen Minmarine MPP vereint. Abgesehen vom technischen Management will die Gruppe ihre Zwei-Marken- Strategie fortsetzen, heißt es. Beide Reedereien sind seit langem indirekt miteinander verbunden. Matthias Ruttmann, CEO der MST-Gruppe, ist auch Gesellschafter und Beiratsmitglied bei Auerbach Schifffahrt. Die gemeinsame Flotte ist von den einst 26 Schiffen allerdings auf inzwischen zehn Schiffe geschrumpft. Darunter sind sieben Bulker drei Mehrzweckfrachter. Beide Unternehmen hatten die guten Märkte und steigenden Asset-Preise der vergangenen zwei Jahre genutzt, um etliche Einheiten zu verkaufen. Im Gegenzug sind aber auch Neubauten im Zulauf. Minship hat insgesamt vier Bulker mit jeweils 40.000 tdw in Japan geordert, erst jüngst war mit der »Birgit« das erste Schiff abgeliefert worden. »Außerdem halten wir nach guten Projekten Ausschau, auch am Secondhand-Markt«, so Rafal Mirski, Geschäftsführer von Minmarine und Minmarine MPP. Und auch bei Auerbach, wo derzeit nur noch zwei Schiffe von ehemals 15 Einheiten geführt werden, sind Neubauten in Sicht. Zusammen mit Krey Schiffahrt aus Leer wurden vier Frachter mit 12.500 tdw und 500 t Hebekapazität zur Ablieferung ab 2025 bei Taizhou Sanfu in China bestellt. Laut Lucius Bunk will sich die von ihm gegründete Reederei künftig ganz auf die Rolle als Schiffseigner konzentrieren und das operativ technische Geschäft in der Zusammenarbeit mit Partnern gestalten. United Heavy Transport | Dongbang Das zur Hamburger United-Gruppe gehörende Schifffahrtsunternehmen United Heavy Transport hat mit Dongbang Transprt Logistics aus Südkorea eine strategische Allianz aufgesetzt. Es geht um die Integration der Schwergut-Expertise von UHT und die Erfahrung von Dongbang im Bereich Open Deck Carrier. Die Absichtserklärung sei »ein Bekenntnis zu einer gemeinsamen Vision einer dauerhaften Zusammenarbeit, die voll integrierte maritime Projektmanagementlösungen für modulare Seetransporte liefert«, sagte UHT-Geschäftsführer Andreas Rolner. Für UHT ist es nicht die erste Partnerschaft mit einem asiatischen Akteur. Das Unternehmen aus der Gruppe, zu der auch die Reederei United Heavy Lift (UHL) gehört, hatte sich von 2018 an um das kommerzielle Management der Halbtaucher von Guangzhou Salvage gekümmert. 2023 zogen die Chinesen die Schiffe aber ab und gingen eine Partnerschaft mit Cosco ein. Cosco | Varamar Der auch in Deutschland vertretene MPP-Befrachter Varamar geht eine strategische Partnerschaft mit der chinesischen Cosco- Gruppe beziehungsweise deren Tochter ASL Shipping für den MPP-Markt ein. »Beide Unternehmen haben unterschiedliche Tätigkeitsbereiche und Handelsziele, daher sind wir davon überzeugt, dass diese Vereinbarung die Stärken jedes Partners ausnutzt«, sagte Andy Zhuang, Geschäftsführer von Varamar. Der 2009 von Alexander Varvarenko gegründete Linien- und Tramp-Befrachter hat sich auf Stückgut, Massengut, übergroße und Containerfracht spezialisiert – hauptsächlich in der Tonnage von 3.000 bis 30.000 dwt. Ein Schwerpunkt liegt auf Handelsrouten, die Europa mit dem Nahen Osten, Asien und dem Fernen Osten verbinden, hinzu kommen Services auch nach Afrika und Amerika. Die jüngste Erweiterung von Varamar auf zehn internationale Niederlassungen in Antwerpen, Hamburg, Genua, Athen, Odessa, Istanbul, Dubai, Shanghai, Houston und Vancouver habe dem Unternehmen »die Chance gegeben, neue Ambitionen zu setzen«. Die Cosco-Gruppe hingegen besitzt und betreibt größere (28.000 bis 60.000 dwt) Massengut-, Mehrzweck- und Halbtaucherschiffe. Synergy | Wisdom Die Schifffahrtsunternehmen Synergy und Wisdom Marine bündeln ihre Kräfte für das Bulker-Management in einem »strategischen Joint Venture«. Unter dem Namen Wisdom Synergy Ship Management (WSSM) soll die Zusammenarbeit mit der Wisdom-Reederei, die 1999 vom Schifffahrtsmagnaten James Lan gegründet wurde und an der Londoner und der taiwanesischen Börse notiert ist, gefestigt werden, teilte die asiatische Synergy Group mit, die auch in der hiesigen Schifffahrt aktiv ist und unter anderem eine Niederlassung in Hamburg hat. HANSA – International Maritime Journal 02 | 2024 21
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