VERSICHERUNGEN | INSURANCE VHT-Markt bremst den Flottenschwund Für die deutschen Seekaskoversicherer liegen Licht und Schatten eng zusammen. Die Zahl der versicherten Schiffe steigt, noch stärker aber legen die Schäden zu Nach erheblichen Marktanteilsverlusten in den Jahren 2021 und 2022 hat sich der Bestand an versicherten Schiffen unter deutscher Führung im vergangenen Jahr stabilisiert. Das geht aus aktuellen Zahlen des Vereins Hanseatischer Transportversicherer (VHT) hervor, bei dem die Schadenbearbeitung der deutschen Seekaskoversicherer und Assekuradeure gebündelt ist. Die Zahl der versicherten Schiffe, für die der Verein zuständig zeichnet, liegt aktuell mit 1.709 etwas höher als vor einem Jahr (1.680). »Ein kleiner Schritt, aber zumindest einer in die richtige Richtung«, sagte der VHT-Vorsitzende Tobias Braun, Geschäftsführungsmitglied bei Lampe & Schwartze, vor fast 300 Gästen auf dem traditionellen Neujahrsempfang des Vereins im Schütting, dem Sitz der Bremer Handelskammer. Die Zahl der betreuten Objekte war in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen, bedingt durch den Schrumpfkurs der deutschen Handelsflotte und die harte Konkurrenz durch andere Seekaskomärkte in London oder Skandinavien. 2020 betrug die Zahl der von VHT- Mitgliedern führend versicherten Schiffe noch bei über 2.200. Braun rief die Mitglieder dazu auf, sich beim Ausbau des Geschäfts stärker auf internationale Kunden zu konzentrieren. »Es liegt sicherlich an uns allen, das sehr gute und wettbewerbsfähige Angebot der deutschen Seekaskoversicherung internationaler zu denken und selbstbewusster in den globalen Märkten zu verankern.« Der VHT leiste hierbei mit vergleichsweise geringen Kosten in der Schadenbearbeitung seinen Beitrag. So habe der Kostenanteil des VHT, gemessen am Schadenaufwand, in den letzten fünf Jahren bei nur durchschnittlich 4 % gelegen. Dies sei »ein respektabler Wert.« In anderen Märkten liege die Quote deutlich im zweistelligen Prozentbereich. Allerdings sei das Wettbewerbsklima auf den Seekaskomärkten weltweit im vergangenen Jahr erheblich rauer geworden. »Die Prämien stehen wieder unter Druck, die internationalen Märkte machen uns Konkurrenz«, konstatierte VHT-Vorstandsmitglied Robert Mahn, Geschäftsführer von Drewes & Runge. So habe sich die eigene Schiffsversicherung der Gruppe, Minerva, dazu entschlossen, das Seekaskogeschäft nicht mehr als Führungs-, sondern nur noch als Folgeversicherer zu betreiben. Dass der wirtschaftliche Druck auf die Versicherer zunimmt, bestätigt auch Arne Linke, Bereichsleiter Transport bei der Ergo Versicherung. »An diesem Punkt müssen wir jetzt aufpassen«, sagte er. RISIKO IM ROTEN MEER Kriegsprämien bereits am Limit? Für die weiter durch den Bab-el- Mandab fahrenden Schiffe scheinen sich die Zusatzprämien für die Kriegsversicherung auf einem stark erhöhten Niveau einzupendeln. Makler beziffern die Prämien pro Transit auf 0,5 % bis 0,7 % des Schiffswertes. Das wären für einen fünf Jahre alten Panamax- Bulker (82.500 tdw) mit einem Marktwert von 34 Mio. $ rechnerisch etwa 170.000 $. Bei einer schadenfreien Durchfahrt wird allerdings seitens der Versicherer ein »No Claims Bonus« gewährt, so dass die Summe zumeist zwischen 50.000 $–100.000 $ beträgt. Es gibt allerdings Gründe für Schiffseigner und Befrachter, die riskante Route zu nehmen: Sie sparen bei den Bunkerkosten gegenüber Schiffen, die den Weg rumd ums Kap der Guten Hoffnung nehmen. Und ostgehend können sie in Asien viel früher die nächste gut zahlende Ladung an Bord nehmen. mph Eine Nische im Kaskogeschäft, die noch gutes Wachstum verspricht, sei der Yacht- und Wassersportbereich, unterstrich Holger Flindt von der Pantaenius Gruppe. Der gelernte Nautiker wurde im vergangenen Jahr in den VHT-Vorstand gewählt und bringt dort vor allem sein Knowhow in dem Spezialsegment ein. »Wir gehen von weiteren Zuwächsen in der Yachtversicherung aus, kommen da gut voran.« Weniger erfreulich fällt für den VHT der Blick auf die Schadenentwicklung aus. Die geschätzten Kosten inklusive Reserven schossen im vergangenen Jahr gegenüber 2022 um rund 40 % auf knapp 137 Mio. € in die Höhe. Ausschlaggebend dafür seien zwei schwere Havarien mit hohen Folgekosten für Verschleppungen und Reparaturen gewesen, hieß es. Ein Großbrand auf einem Schiff schlug laut VHT mit geschätzten 52,8 Mio. € ins Kontor, die Strandung eines zweiten Frachters mit rund 24,6 Mio. €. Weitere Details dazu wurden nicht genannt. Marktinsidern zufolge handelt es sich in beiden Fällen um Schiffe der führenden italienischen RoRo-Reederei Grimaldi. Beim teuersten Schaden soll es sich um den Brand der »Grande Costa D’Avorio« (24.800 tdw, Baujahr 2011) im Juli 2023 in Port Newark/New Jersey handeln, beim zweiten um die Strandung des Schwesterschiffes »Grande Senegal« (Baujahr 2010) kurz darauf nördlich von Yucatan (Mexiko). »Wir stellen fest, dass die Schäden zwar zahlenmäßig nicht zunehmen, aber im Durchschnitt teurer werden«, erklärte Justus Heinrich, VHT-Vorstand und Global Product Leader Hull bei der Allianz. Die Verfügbarkeit an Werftkapazitäten und Schleppern habe sich über die Jahre angespannt, dazu komme noch die allgemeine Inflation. »Folglich gibt es die Tendenz, dass sich auch Schäden aus Altjahren negativer als erwartet entwickeln. Dafür ist die Prämiendecke aber nicht auskömmlich.« mph 16 HANSA – International Maritime Journal 02 | 2024
VERSICHERUNGEN | INSURANCE 5 4 2 7 8 6 9 1 Havariechronik 3 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Datum Ereignis 20.12. Untergang / 8 Vermisste 22.12. Ladung über Bord 26.12. Brand / Maschinenausfall 27.12. Brand / Maschinenausfall 28.12. 01.01. 10.01. 11.01. 23.01. Brand im Laderaum Brand im Maschinenraum Explosion Maschinenraum Entführung Kollision/Stabilitätsverlust Ort Schiff nördlich vor Bali Vision Global Skagerrak Mayview Maersk Straße von Mozambique Apollo Triumph vor Brest/Finistère Guana vor Dutch Harbour Genius Star XI westlich Gujarat SSL Brahmaputra nahe Silivri / Türkei Sidra nahe Sohar / Oman St Nikolas Omega Jangtse-Delta Mirabella Type General Cargo Containerschiff General Cargo General Cargo General Cargo Containerschiff Asphalt/Bitumen-Tanker Rohölanker Bulker Bulker dwt 8.198 213.971 12.317 16.211 13.663 50.900 4.999 158.574 48.821 46.645 Flagge Indonesia Dänemark Panama Panama Panama Indien Liberia Marshall Islands Marshall Islands Cook Islands Haftpflicht k.A. Britannia Steamship UK P&I k.A. Swedish Club Steamship Mutual American P&I UK P&I k.A. Reise Ex-Tuban Asien–Nordeuropa Kapstadt–Daressalam Großbritannien–Türkei Haiphong–San Diego PG-/Indien-Dienst k.A. Ex-Basrah Tuapse–Ziangyin Oman–Taicang AUSBAU DER PRODUKTPALETTE Neue Piraterie-Deckung von West P&I Der P&I Club West of England baut seine Produktpalette außerhalb der klassischen Schiffshaftpflicht mit einer erweiterten »Kidnap & Ransom«-Deckung aus. Die neue Police »West Piracy Protection« biete Reedereien nicht nur Schadenersatz für Lösegeldzahlungen, Krisenmanagement und Betreuungskosten für Seeleute, sondern auf Wunsch auch eine uneingeschränkte Loss-of-Hire-Deckung für den Verdienstausfall an. In vielen Fällen würden Schiffe nur für wenige Stunden entführt, weshalb die Bedingungen für marktübliche Loss-of- Hire-Deckungen nicht erfüllt würden, erklärte Richard Turner, Head of Product Development bei West. »Mögliche Folgewirkungen wie Crew-Wechsel oder Reparaturzeiten werden dann nicht berücksichtigt.« Der P&I-Club West of England hat die neue Piraterie-Deckung in Zusammenarbeit mit dem Lloyd’s-Versicherer Hamilton/Syndicate 4000 aufgelegt. Rechtliche und organisatorische Unterstützung im Schadenfall leisten der Krisenberater Crisis24 und die Kanzlei HFW. mph +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm Karl Köllner bezieht Bremer Büro: Der zu Aon gehörende Schiffsversicherungsmakler Karl Köllner Marine startet nach dem Neuzugang von Lutz Brüggemann (Ex-JWA Marine/Willis Towers Watson) mit voller Teamstärke am neuen Standort Bremen durch. Vier Mitarbeiter bildeten dort das Team, zuzüglich weiterer Kollegen im Non-Marine-Bereich bei Aon, erfuhr die HANSA. Adresse der neuen Filiale: Bahnhofsplatz 42 +++ NorthStandard expandiert in Asien: P&I Club kündigt Eröffnung eines Büros in Seoul/Südkorea im Frühjahr an. Die Leitung soll Shang Doe Shim übernehmen, aktuell Claims Director in der Asien-Zentrale des Versicherers in Singapur. Südkorea sei der größte Markt für NorthStandard in Asien und die Eröffnung einer eigenen Niederlassung dort folglich der nächste logische Schritt beim Ausbau der Organisation, erklärte David Roberts, Leiter der Region Asia-Pacific. +++ Howden kauft in Norwegen zu: Die expansive Versicherungs- und Maklergruppe Howden bleibt in Kauflaune: Jüngstes Ziel ist der norwegische Versicherungsmakler Arctic Insurance. Mit dem Zukauf wachse das Team von Howden in Norwegen auf 65 Mitarbeiter an. Zu den Segmenten, die Arctic Insurance bedient, zählen auch »Marine« (Seekasko, LOH) und »Energie« +++ Leute, Leute … +++ Hermann Firgau Assecuradeur: Einzelprokura an Stefan Pahl verliehen +++ West of England: Gary Henderson (Ex-Thomas Miller Specialty) neu als Senior Underwriter für Middle East und Susana Ruiz (Ex-Shipowners’) für West Fixed +++ Alta Signa Europe BV: Marine Underwriting- Team aufgesetzt unter Leitung von Francesco Dubbioso (Ex-Mediterranea Underwriting) in Genua. Mit dabei: Danilo Fiore (Ex-Swiss Re Corporate), Barbara Vida (Ex-Mediterranea), Marie Lepelletier (Ex-Generalo Global), Simona Ballestrero (Ex-Mediterranea) +++ HANSA – International Maritime Journal 02 | 2024 17
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