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HANSA 02-2022

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FINANZIERUNG | FINANCING

FINANZIERUNG | FINANCING »Die Reeder wollen wieder neue Schiffe« Die Ostfriesische Volksbank (OVB) wird in der heimischen Schiffsfinanzierung immer wichtiger. Nach einem Portfolio-Ausbau liegt der Marktanteil bei fast einem Drittel. Am Ende einer langen Durststrecke nimmt das Interesse an Neubau-Projekten deutlich zu Auch durch das zweite Corona-Jahr ist die Ostfriesische Volksbank (OVB) in Leer ohne zusätzliche Risikovorsorge gekommen. Der Höhenflug vieler Schifffahrtssegmente hat zu einem starken Wachstum des Schiffsportfolios geführt. Das fast ausnahmslos an deutsche Reeder aus der Nordwestregion verliehene Kreditvolumen stieg gegenüber dem Vorjahr um 19,8 % auf knapp 500 Mio. € (2020: +7,3 %). Zusammen mit ihren Konsortialpartnern kratzt die OVB sogar an der Marke von 1 Mrd. €. Die Zahl der Transaktionen hat sich von 70 auf 150 mehr als verdoppelt. »Wir hätten sogar noch mehr Geschäft machen können«, sagt Vorstandschef Holger Franz. Vor allem in den letzten Monaten des Jahres nahmen die Anfragen ebenso zu wie Zahl und Volumen von Sondertilgungen. Hatte die Volksbank zuletzt vor allem Secondhand-Schiffe (re-)finanziert, steigt jetzt das Interesse ihrer Kunden an Neubauten. Doch eine Wachstumsquote von 20 % gilt in der Bank als Grenze, um unnötige Risiken zu vermeiden, »die wollten wir nicht überreizen«, sagt Guido Mülder, Bereichsleiter Schiffsfinanzierung. Trotz zahlreicher Abgänge hat die OVB rund 50 Schiffe mehr im Portfolio als noch vor Jahresfrist, insgesamt sind es jetzt 362 Einheiten. Zum Vergleich: 2019 waren es 280. Knapp 476 Mio. € hat die Bank selbst an Reeder verliehen, weitere 492,5 Mio. € kommen von Konsortialpartnern hinzu, allein die Hälfte davon stammt von der DZ Bank, der Rest von 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Zahl der Schiffe 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Steuern die Schiffsfinanzierung bei der OVB: Vorstandschef Holger Franz und Bereichsleiter Guido Mülder 16 anderen genossenschaftlichen Banken. Auch diese Zahl hat sich verdoppelt. Gemessen an etwa 1.800 Handelsschiffen in der deutschen Flotte hat die OVB damit einen Marktanteil von fast 30 % und ihre vor zwei Jahren ausgegebene Zielmarke von 1 Mrd. € an Kreditvolumen nahezu erreicht. »Wir sind überaus zufrieden mit der Entwicklung«, so Franz. Die in Leer beheimatete Volksbank finanziert vorwiegend mittelständische Kunden in der Region, seit der Übernahme der Volksbank Kehdingen auch im Alten Land bei Hamburg. Das Schiffskreditportfolio wird traditionell und passend zu den Kunden im Nordwesten von MPP-/Heavylift- (35 %) und Containerfeeder-Schiffen (25 %) sowie Kümos (15 %) dominiert, dazu kommen Tanker, Bulker und andere Schiffstypen. Finanzierung nach Schiffstypen Das Kreditportfolio der OVB ist kontinuierlich auf 476 Mio. € und 362 Schiffe angewachsen (2021) © OVB Hinter den Reedern liegen eine lange Durststrecke in Folge der weltweiten Schifffahrtskrise und zuletzt viele Refinanzierungsprojekte, unter anderem durch den Rückkauf von Schiffen, die zwischenzeitlich von Investoren wie Cerberus gehalten wurden. Das jetzt wieder ansteigende Interesse an Neubauten verschiebt nach Auskunft der OVB den Fokus bei den Schiffstypen. Gefragt seien vor allem Kümos und Containerfeeder, weniger dagegen MPP-Frachter. Rund 20 Anfragen hat die Volksbank bereits positiv beschieden, weitere 30 sind den Angaben zufolge in der Bearbeitung – mit guten Aussichten auf Erfolg. Abgesehen von Ausnahmefällen deckelt die OVB, die in der Regel einen Eigenkapitalbeitrag der Reeder von 40 % oder mehr erwartet, die Höhe eines Einzeltickets bei 5 Mio. €. »Ist der Bedarf größer, greifen wir auf einen oder mehrere Konsortialpartner zurück«, sagt Franz. Angesichts der derzeit hohen Charterraten und langen Laufzeiten hätten sich auch Bewertung und Verteilung der Finanzierung verschoben. »Ein Teil wird auf den kurzbis mittelfristig zu erwartenden Cashflow abgestellt, der andere Teil, der über die Charterperiode hinausgeht, auf das Schiff als Asset«, sagt Mülder. Damit sei man auf der sicheren Seite. Auch im laufenden Jahr rechnen Franz und Mülder mit weiterem Wachstum, wenn auch nicht mehr in dem Tempo von 2021. © OVB 18 HANSA – International Maritime Journal 02 | 2022

FINANZIERUNG | FINANCING UMSCHULDUNG UND RESTRUKTURIERUNG Banken übernehmen Mehrheit an Reederei Vroon Die überschuldete niederländische Reederei Vroon wird von einer Gruppe von 18 Banken übernommen. Um welche Kreditinstitute es sich dabei handelt, ist nicht bekannt, es sollen aber »alle großen niederländischen Banken« darunter sein, heißt es. Die verbleibenden Schulden werden von fast 1 Mrd. € auf 350 Mio. € umstrukturiert. Die Familie Vroon soll künftig »eine begrenzte Rolle« spielen. »Seit mehreren Jahren« führte sie Gespräche mit den Kreditgebern, um das Problem der Überschuldung zu lösen, teilte das Unternehmen selbst mit. In niederländischen Medien war zudem die Rede davon, dass die Finanziers die Reederei nun in Einzelteilen verkaufen wollen. Vroon machte dazu zunächst keine Angaben. Durch den großen Fokus auf die Offshore-Märkte wurde die Reederei von den Verwerfungen auf den Öl- und Gas- Märkten vor einigen Jahren schwer getroffen, seit 2016 beliefen sich die Gesamtverluste auf mehr als 1,2 Mrd. $. Trotz einer Restrukturierung erholte man sich von den Rückschlägen nicht. Nun haben die Gläubiger die Geduld verloren. Auf der Reederei-Homepage werden noch knapp 120 Schiffe aufgeführt, vor allem bestehend aus Offshore-Schiffen, Viehtransportern, Tankern und Auto- Frachtern. In der Vergangenheit war Vroon auch schon einmal in der Containerfeeder-Schifffahrt aktiv, musste sich auf Druck von Banken jedoch bereits zurückziehen. Schon 2020 war mit den Kreditgebern vereinbart worden, »nicht strategische Geschäftsbereiche« zu veräußern, um Schulden zu tilgen. Es wurde beschlossen, die Container-, Bulk, Crew- Transfer-Schiffe und Autotransporter zu veräußern. Im Laufe des Jahres 2021 wurden 18 Schiffe veräußert, der Prozess der Flottenveräußerung sei »weitgehend abgeschlossen«, so Vroon jetzt. MM 400 MIO. € SCHIFFSKREDITE Piräus Bank verkauft Die griechische Piräus Bank stößt im Zuge ihrer Transformation ein großes Paket an »notleidenden Forderungen« in Höhe von 400 Mio. € ab. Käufer ist der in den USA ansässige Hedgefonds Davidson Kempner Capital. Die vereinbarte »Gegenleistung« beläuft sich den Angaben zufolge auf rund 53 % des Bruttobuchwerts. Davidson Kempner ist in der Schiffsfinanzierung kein unbekannter Akteur, auch in Deutschland war der Finanzinvestor bereits aktiv, etwa bei der Übernahme von Schiffskrediten der Commerzbank. Die Piräus Bank ist seit Ende 1990 in der Schiffsfinanzierung tätig. Zunächst hatte man die Schifffahrtsportfolios der Banken Natwest und Credit Lyonnais übernommen, es folgte das Portfolio der Bank of Macedonia-Thrace übernahm. Das Schifffahrtssegment umfasste zuletzt rund 2,88 Mrd. €. 2020 hatte die Bank sich den japanischen Investor Orix an Bord geholt. Heute muss man Schiffe nicht betreten, um sie zu entern. Trust in Transformation: Vertrauen Sie auf einen Partner, der Ihnen hilft, die Leittechnik Ihrer HANSA – International Maritime Journal 02 | 2022 19

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