HÄFEN | Ports Ein Chiquita-Frachter lädt Frischeprodukte für Europa in Puerto Almirante, Panama International von Mittelamerika nach Europa eingerichtet hat. Fünf Vollcontainerschiffe werden eingesetzt. Diese Linienverbindung ermögliche frischere Bananen und eine längere Haltbarkeit von den Tropen bis zu den Verbrauchern, so Chiquita. Der Transport in Kühlcontainern wirke sich auch positiv auf die Qualität der Früchte aus. Durch die Schiffe erhöht Chiquita die Staukapazität um 12,5%. Vlissingen sei ein modernes Drehkreuz, von hier könnten alle nordeuropäischen Ziele mit der besten Transitzeit bedient werden, sagt der Fruchthändler. Weil das Tiefkühlgeschäft so gut funktioniert – jährlich werden bis zu 1,7 Mio. t umgeschlagen – plant North Sea Port einen Ausbau der bestehenden Anlagen in Zusammenarbeit mit den vorhandenen Partnern. Zur Zeit werden noch Mobilkrane eingesetzt, Ziel sei es aber, künftig ein Terminal mit Portalkranen zu haben, die das Be- und Entladen beschleunigen. Dadurch sollen mehr Importeure angezogen werden. Der nötige Platz sei vorhanden, heißt es: »Der Hafen macht große Schritte in der Entwicklung der Containerisierung.« Container- statt Kühlschiffe In den großen Seehäfen der Nordrange gibt es dagegen kaum noch herkömmliche Kühlschiffe. Wie Ingo Egloff, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing (HHM), mitteilt, hat im Hamburger Hafen Anfang vergangenen Jahres das letzte konventionelle Kühlschiff festgemacht. Gleichwohl hat sich die Menge ungeschlagener Kühlgüter nach Auskunft von HHM von 2010 bis 2018 um 27% erhöht. Die Bedeutung der © Chiquita Frischewaren für den Hafen ist also gestiegen, jedoch werden sie nicht mehr mit herkömmlichen Kühlfrachtern angeliefert, sondern von Containerschiffen. Ähnliche Trends sind auch anderswo in Europa zu beobachten. Auch im Hafen Antwerpen, der viele Jahre lang von Kühlschiffen zahlreicher Reedereien bedient worden ist, sind diese Schiffe beinahe gänzlich verschwunden. Außnahmen sind das zu Siem Shipping gehörende Unternehmen Star Reefers und Dole, die noch regelmäßig mit Kühlschiffen kommen. Rotterdam baut neuen Food-Hub In Rotterdam hat die Tiefkühlware ebenfalls eine hohe Bedeutung. Nach Auskunft des Hafenbetriebs sind etwa 12,5% der jährlich umgeschlagenen Boxen Kühlcontainer. Das entspricht in etwa einer Menge von 1,8 Mio. TEU. Wie hoch die Bedeutung der Frischware in Europas größtem Seehafen ist, lässt sich auch dadurch ablesen, dass gegenwärtig auf einer Fläche von rund 60 ha der sogenannte Rotterdam Food Hub gebaut wird. Bisher lieferten die herkömmlichen Kühlschiffe die Frischeprodukte in den Eemhaven. Dieser befindet sich mitsamt des Cool Port und den großen Kühllagern unweit des Stadtzentrums. Der Rotterdam Food Hub dient als Ergänzung, er liegt deutlich weiter entfernt vom Stadtkern in unmittelbarer Nähe zu den großen Containerterminals auf der Maasvlakte. Die Rotterdamer sehen in Agrarlebensmitteln einen Wachstumsmarkt. Nach den USA sind die Niederlande die weltweit zweitgrößte Exportnation für landwirtschaftliche Erzeugnisse. 2017 betrug das Handelsvolumen fast 92 Mrd. €. Dies trug dazu bei, dass der Rotterdamer Hafen mit einem Umschlag von 16 Mio.t jährlich nach eigenen Angaben in Westeuropa Marktführer ist. »Wir möchten das Wachstum unserer Kunden im Agrarlebensmittelbereich gerne weiter unterstützen«, sagt Emile Hoogsteden, Geschäftsführer für Container, Breakbulk & Logistics des Hafenbetriebs Rotterdam. Der Rotterdam Food Hub biete dafür ideale Voraussetzungen. Mehrere Liegeplätze für Seeschiffe sind geplant, die speziell für gekühlte Ladung vorgesehen sind. Außerdem werden Liegeplätze für Binnenschiffe eingerichtet. Die Warenlager befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Kaje, sodass gekühlte und gefrorene Ladung schnell gelagert, bearbeitet oder weiter transportiert werden kann. Von den 60 ha stehen ca. 45 ha für die Ansiedlung von Unternehmen zur Verfügung. Vorbereitende Arbeiten wie Bodenuntersuchungen haben bereits im Frühjahr 2019 stattgefunden und der Bau einer provisorischen Straße sowie der Versorgungseinrichtungen für die Bauarbeiten wurde im Juni begonnen. Ende 2020 sollen die ersten Unternehmen ihre Arbeit aufnehmen. Bei den Importen sind die Top drei nacheinander Zitrusfrüchte, Bananen und Trauben. Auch viele Fruchtsäfte finden über Rotterdam ihren Weg zum Verbraucher. Gemüse, Zwiebeln und Kartoffeln sind die größten Exportgüter, gefolgt von Schweinefleisch, Geflügelprodukten, Käse, Freilandpflanzen und Hering. Nach China werden von Rotterdam aus die meisten Agrarlebensmittel exportiert, während die meisten Importe aus Südafrika, Brasilien und Costa Rica kommen. Nordfrost erhöht Kapazitäten Am JadeWeserPort in Wilhelmshaven baut der Tiefkühlspezialist Nordfrost die Kapazitäten aus. Am bestehenden Tiefkühlhaus wird ein vollautomatisches 40 m hohes Tiefkühl-Hochregallager mit angeschlossenen Hygienebereichen für Verarbeitungslinien angebaut. Zudem entsteht eine Schwerlasthalle für Projektverladungen mit eigenem Bahnanschluss, in der auch die seemäßige Verpackung von Maschinenteilen und Komponenten angesiedelt wird. Die Kosten liegen nach Unternehmensangaben bei 66 Mio. €. Die Hygienebereiche für die Lebensmittelverarbeitung sollen im November 52 HANSA International Maritime Journal 02 | 2020
HÄFEN | Ports @ Hafenbetrieb Rotterdam Am Eingang zur Maasvlakte entsteht in Rotterdam der neue Food-Hub 2020 in Betrieb gehen, das Hochregallager im Mai 2021. Der Bau der Schwerlasthalle hat im Sommer 2019 begonnen und soll elf Monate dauern, »zeitlich etwas nachlaufend« werde die Bahnanbindung fertiggestellt, heißt es. Nordfrost war 2012 der erste Ansiedler in der an den Hafen angrenzende Logistikzone. Seither ist das damals 23.000 m2 große Logistikzentrum beinahe um die dreifache Größe gewachsen. 104 Mio. € hat Nordfrost bisher in den Standort investiert. Das 33 ha große Gelände des Nordfrost Seehafen-Terminals ist aktuell zu rund 50% durch 70.000 m2 Hallenflächen und 90.000 m2 befestigte Außenanlagen bebaut. Zu etwa je einem Drittel befinden sich in den 18 m hohen Lagerhallen Tiefkühlwaren, Frischeerzeugnisse und Trockenprodukte wie Möbel, Haushaltswaren und Spielsachen. Auf den Außenflächen gibt es ein stetig wachsendes Containerdepot. Hier können die Boxen auch repariert und gewaschen werden. Ebenso erfolgt hier der Umschlag von Importholz aus Containern auf Lkw. Nach Fertigstellung der Arbeiten stehen noch rund 11 ha zur weiteren Bebauung zur Verfügung. An der Planung für weitere Projekte am Terminal werde bereits »intensiv gearbeitet«, so Nordfrost. Zusätzlich siedelt sich die Firma im Rheinhafen Wesel an. Dort investiert sie an einer Kaianlage in eigene Containerbrücken und Lagerkapazitäten. Von dort aus soll es per Binnenschiff Verbindungen nach Rotterdam und Antwerpen geben. Durch den Ausbau des Bereichs Hafenlogistik sollen den Verladern größere Alternativen geboten werden. n Anzeige 105 x 151mm_4c.ai 1 24.01.20 12:52 HANSA International Maritime Journal 02 | 2020 53
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