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HANSA 01-2022

Outlook clouding as Omicron surges - Versicherer starten Weckruf gegen Container-Risiken - Ampel will den Fortschritt wagen - MEPC 77 enttäuscht auf ganzer Linie - MCN Cup 2021: Eine Ideenschmiede für Häfen und Schiffe

SCHIFFSTECHNIK | SHIP

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY © Hasytec Auf einem Schlepper mit Einsatzgebiet Südafrika wurden am Rumpf 16 Schallgeber von Hasytec installiert. Bei der Dockung war an den Seekästen ein klarer Unterschied auszumachen – auf dem linken Foto das Ergebnis mit herkömmlichen Antifouling, rechts zeigt sich die Wirkung des DBP-Systems Mehr Ultraschall für mehr Umweltschutz Aus der Entwicklungsphase ist das einstige Start-up Hasytec längst raus und hat bewiesen, dass die DBP-Technologie den gefürchteten Biofilm auf Schiffen wirksam verhindert. Jetzt setzt der »MCN Cup«-Preisträger zum nächsten Schritt an. Von Krischan Förster Als Hasytec vor mittlerweile fünf Jahren in den Markt startete, traf das junge Unternehmen auf große Skepsis. Ultraschall statt Antifouling, um den gefürchteten Biofilm (Bewuchs) zu verhindern? Inzwischen ist die »Dynamic Biofilm Protection« (DBP) auf weltweit rund 350 Schiffen an Propellern oder in Kühl- und Frischwasseranlagen installiert und technologisch weiterentwickelt worden. Dass das System funktioniert, zeigen immer wieder Fotos von Anwendungsfällen. So wurde an einem Schlepper in Südafrika mit dem DBP-System der Bewuchs erheblich reduziert (siehe Fotos oben), obwohl das Schiff die meiste Zeit gar nicht fährt, sondern liegt. Die Akzeptanz in der Schifffahrt sei deutlich besser geworden, sagt Hasytec- Mitgründer Jan Kelling. Das Auftragsbuch ist über das erste Quartal 2022 hinaus prall gefüllt. Bestellungen im Wert von 1 Mio. € sind abzuarbeiten, das ist mehr als die Hälfte des bislang besten Jahresumsatzes (2019: 1,8 Mio. €). »Wir profitieren von einer wachsenden Kundenzahl«, so Kelling. Dabei holt der Bereich »Industrie« (30% Anteil) gegenüber der Schifffahrt (70%) stark auf. Hasytec rüstet inzwischen auch Kühlsysteme und Waschanlagen, zum Beispiel in der Lebensmittelbranche, mit dem System aus. Jan Kelling nahm für Hasytec den MCN Cup entgegen © Silke Heyer / MCN Und es ginge noch mehr, wäre nicht auch das Kieler Unternehmen von aktuellen Lieferengpässen bei wichtigen Bauteilen wie Platinen und Steckern betroffen. Jetzt sollen ein nächster Schritt und möglicherweise der endgültige Durchbruch am Markt folgen: Ein größeres Schiff soll auch am Rumpf einen Komplettschutz durch Ultraschall erhalten. »Wir verhandeln bereits mit potenziellen Kunden«, berichtet Kelling. Die Herausforderung ist die große Zahl von Schallgebern sowie ihre Vernetzung und Steuerung. Zwei Probleme hatten und haben die Techniker noch zu lösen: Die Schallgeber müssen leistungsfähig genug sein, um auch große Oberflächen schützen zu können. Gleichzeitig macht eine bessere Skalierbarkeit das System kostengünstiger und wettbewerbsfähiger gegenüber herkömmlichen Antifouling-Lösungen. »Wir haben die Leistung der Schallgeber um das 3- bis 3,5-fache gesteigert«, sagt Kelling. Auch die Steuereinheit sei weiter verbessert worden. Aber bis zur Ausrüstung eines Großcontainerschiffes mit 20.000 TEU »ist noch ein weiter Weg zu gehen.« Bei Neubauten kann Hasytec preislich mithalten, bei Retrofit-Projekten noch nicht, da ist es kostengünstiger, im Dock einen Antifouling-Anstrich zu erneuern. Oft sei auch unklar, wie die Investitionskosten und die späteren Kostenvorteile zwischen Eigner, Charterer und Shipmanager aufgeteilt werden. Doch Kelling sieht künftig die besseren Argumente auf seiner Seite: Die Ultraschalltechnologie reduziere nicht nur die Kosten im Schiffsbetrieb durch einen geringeren Kraftstoffverbrauch, sondern auch die Wartungskosten, weil Rumpf. Propeller oder Seekästen nicht mehr aufwändig gereinigt werden müssen. Dazu kommt der bessere Umweltschutz, weil keine Schwermetalle mehr ins Wasser gelangen. Kelling setzt auf ein sich veränderndes »mind set« in der Schifffahrt und darauf, dass weitere regulatorische Vorgaben den Handlungsdruck erhöhen. 30 HANSA – International Maritime Journal 01 | 2022

SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY effizienter einzusetzen. Das Projekt-Konsortium besteht aus Niedersachsen Ports, dem Terminalbetreiber J. Müller, dem Informatikinstitut OFFIS und dem Fraunhofer Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CML. Lucius Bunk, Juror und CEO bei Auerbach Schifffahrt © Silke Heyer / MCN NOMINIERT IAV / disruptive: SHIFT Bei dem Projekt SHIFT (»Sustainable Help for Industrial Ports’ Future Transformation«) handelt es sich um ein internationales Fünf-Punkte-Rating-Sys - tem für CO2-neutrale Industriehäfen. Eingereicht wurde das Projekt von der IAV GmbH in Zusammenarbeit mit disruptive. Mit diesem Programm soll der Hafen zum Nachhaltigkeits-Booster werden, um ein umweltfreundliches Gesamtsystem zu schaffen, unter anderem durch die Umrüstung von Schiffen (Retrofit), Investitionen in Infrastruktur und Energieanlagen, mit individuellen Blockchain-Lösungen und »smart grids«. Kategorie C Wie lassen sich die weiteren maritimen Branchen nachhaltiger gestalten? PREISTRÄGER Leviathan: Schiffsrecycling Das Startup Leviathan hat mit dem Ansatz eines »Industriellen Recyclings von Schiffen – Solving the dark side of shipping« die siebenköpfige Jury überzeugt. Durch eine weitgehende Mechanisierung und Automatisierung des Abwrackens mittels Wasserstrahlschneidverfahren in einem geschlossenen Hallendock soll der Großteil aller mit dem Prozess üblicherweise verbundenen Risiken für Mensch und Umwelt vermieden werden. Die Gründer wollen die aufbereiteten und wiederverwendbaren Rohstoffe in den Wirtschaftskreislauf zurückbringen und zu nahezu 100 % recyceln. Derzeit läuft die Standortsuche, die bis Ende des ersten Quartals 2022 abgeschlossen werden soll. Ab Frühjahr sind erste Projekte geplant. NOMINIERT IAV / EBF: FiberFur Mit dem Produkt »FiberFur« hatten IAV und EBF eine weiteres Projekt aus dem Bereich »Coating« zur Auswahl gestellt. Durch eine Beflockung von Schiffsrümpfen, Windenergieanlagen, Bojen und Pontons mit Basaltflock soll die Verwendung umweltschädlicher Antifoulings vermieden werden, die größtenteils für Mensch und Umwelt gefährliche Biozide, Mikroplaste und Schwermetalle absondern. »FiberFur« ist dagegen eine auf natürlichen Materialien basierende Oberflächenstruktur mit einer fellartigen Topographie zur Abwehr von Pionierorganismen wie der Seepocke, die direkt in den Korrosionsschutz appliziert wird. NOMINIERT SubCtech: OceanPack Die Anwendung »OceanPack« von SubCtech wurde für die Messung von Wetter- und Klimadaten in der weltweiten Schifffahrt konzipiert. Zum Einsatz kam die Technologie bereits bei der Segelregatta »Vendee Globe« auf der Rennyacht von Boris Hermann. Unter dem Motto »Ships of opportunities« sollen künftig weltweit Schiffe genutzt werden, um wichtige Daten zu erfassen, auch in abgelegenen Meeresgebieten wie der Antarktis. Erst durch ein umfassendes Monitoring der Ozeane ließen sich verlässliche Aussagen zu Klimaänderungen oder Mikroplastik-Strömungen verstehen und managen, heißt es. Außerdem ließen sich Schiffsrouten ressourcenschonend optimieren. Die äußerst robuste Technologie könne auf jedem Fahrzeug eingesetzt werden. Carsten Most Tel. 040/72003-120 | E-Mail: carsten.most@akzonobel.com HANSA – International Maritime Journal 01 | 2022 31

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