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HANSA 01-2020

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Schifffahrt | Shipping

Schifffahrt | Shipping Emissionskontrolle auch im Mittelmeer? In Nord- und Ostsee sind sie längst real: Sulphur Emission Control Areas, kurz SECA. Künftig könnte es sie im Mittelmeer geben – mit Auswirkungen auch auf den europäischen Shortsea-Markt. Von Claudia Behrend Anders als in großen internationalen Gewässern, wo ab 2020 ein Schwefelgehalt im Kraftstoff von 0,5% zulässig ist, sind seit 2015 in Nord- und Ostsee maximal 0,1% erlaubt. Die Möglichkeit dazu bietet die Anlage VI von MARPOL, dem Internationalen Übereinkommen von 1973 zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe der IMO (International Maritime Organization). Dass es keine europaweiten SECA gibt, hat einen Grund: Die Initiative dafür muss von den Mitgliedsstaaten ausgehen, die dann der IMO einen entsprechenden Vorschlag vorlegen. Wenn diesem gefolgt wird, ändert die IMO die Anlage VI und etabliert die Kontrollgebiete. Genauso war es für die bestehenden SECA-Gebiete, zu denen seit Kurzem auch die Hoheitsgewässer Islands zählen. Zwei aufwendige Studien 2005 gab es erste Impulse von den Nordund Ostseeanrainerstaaten, keine hingegen aus dem Mittelmeer. Hier sind deutlich mehr Länder betroffen, und nicht alle haben Anlage VI ratifiziert. Bereits 2017 startete Frankreich eine Machbarkeitsstudie über die Schaffung einer ECA im Mittelmeerraum. »Die Studie ist eine Initiative Frankreichs, das sie in ihrer Gesamtheit unterstützt und finanziert hat. Die Durchführung wurde dem Institut national de l’environnement industriel et des risques (Ineris) anvertraut«, berichtet Damien Chevaillier, stellvertretender ständiger Vertreter bei der IMO und Maritimer Berater bei der französischen Botschaft im Vereinigten Königreich. »Dies ist die umfassendste Studie, die jemals zu diesem Thema für den Mittelmeerraum durchgeführt wurde«, so Chevaillier. »Und obwohl die Studie eine Initiative Frankreichs ist, haben wir immer klar unsere Absicht bekundet, mit allen Mittelmeerstaaten zusammenzuarbeiten, insbesondere im Rahmen von REMPEC.« Die Initiative Frankreichs habe dann auch die Unterstützung von Italien erhalten. Im Juni 2018 unterzeichnete ein internationales Konsortium unter der Leitung von Energy & Environmental Research Associates (EERA) den Vertrag mit dem Regional Marine Pollution Emergency Response Centre for the Mediterranean Sea (REMPEC) für eine weitere Studie. Damit sollten Nutzen, Kosten und Durchführbarkeit der Einrichtung einer ECA im Mittelmeer unter Berücksichtigung der potenziellen gesundheitlichen Vorteile für die Menschen dort und die Kostenauswirkungen für Schiffseigner bewertet werden. Finanziert wurde die Studie durch den Treuhandfonds für den Mittelmeerraum, das Programm für integrierte technische Zusammenarbeit der IMO und einen freiwilligen Beitrag der italienischen Regierung. Bislang ist die Studie noch nicht veröffentlicht. Deutlich Emissionsreduzierung? »Die REMPEC-Studie geht in dieselbe Richtung wie die Schlussfolgerungen der französischen Studie«, berichtet Chevaillier. »Eine SECA im Mittelmeer würde die Emissionen um 78,7% für SOx (Schwefeloxid) und 23,7% für PM2,5 (Feinpartikel mit einem Durchmesser von höchstens 2,5 μm) senken, verglichen mit den erwarteten Verringerungen in dem Szenario, in dem nur die neue IMO-Norm für Schwefel (0,5%) gilt.« Zudem hebe die französische Studie einige erfreuli- 34 HANSA International Maritime Journal 01 | 2020

Schifffahrt | Shipping Abstract: Emission control areas in the Mediterranean? Sulphur Emission Control Areas, or SECA for short, have existed in the North Sea and Baltic Sea regions for some time. They could also be found in the Mediterranean in the future. As early as 2017, France launched a feasibility study on the creation of an ECA in the Mediterranean region. Paris would at least like a proposal to be made at the 76 th MEPC meeting in October 2020 to classify the Mediterranean as a SECA zone. The introduction of ECA in the Mediterranean is also supported by environmental organisations. Further information: redaktion@hansa-online.de che Zahlen in Bezug auf die Auswirkungen auf die Gesundheit hervor: Ein Gesundheitskosteneinsparung in Höhe von 8,1 bis 14 Mrd. € pro Jahr und eine Verdoppelung der Verbesserung gegenüber dem ab 2020 geltenden Grenzwert. Im gesamten Mittelmeerraum würden jährlich fast 1.730 vorzeitige Todesfälle vermieden und etwa 1.900 Fälle von chronischer Bronchitis pro Jahr in dieser Region verhindert. »Die REMPEC-Studie beschränkt sich jedoch auf SOx, während die französische Studie auch andere Schadstoffe wie NO x , Ozon und Partikel analysiert«, so Chevaillier. Am Rande der 74. Sitzung des IMO- Umweltausschusses MEPC in London hatten Frankreich und REMPEC die Ergebnisse ihrer jeweiligen Studien präsentiert. Bei einem weiteren informellen Treffen mit den Küstenstaaten des Mittelmeers, das von der Europäischen Kommission und der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) einberufen wurde, legte REM- PEC den Entwurf eines Fahrplans für die Etablierung einer SECA im Mittelmeer oder Teilen davon vor. Daraufhin wurde beim 13. REMPEC-Meeting in Malta entschieden, grundsätzlich die Möglichkeit einer weiteren Ausweisung des Mittelmeerraums als ECA für Schwefeloxide zu prüfen. Umweltverbände an Bord Zudem werden fortlaufend Gespräche zwischen den Mittelmeeranrainerstaaten geführt. »Frankreich möchte jedoch zumindest, dass bei der 76. MEPC-Sitzung im Oktober 2020 ein Vorschlag zur Einstufung des Mittelmeers als SECA- Zone unterbreitet wird«, sagt Chevaillier. »Aber das ist keine Entscheidung für Frankreich allein.« So habe es zwischen Frankreich und Italien mehrere Gespräche gegeben, bei denen Italien seine Unterstützung ausgesprochen habe. Wenn es nach Frankreich geht, sieht der Zielfahrplan so aus: 2019 internationale Vorbereitungsarbeiten, 2020 Einreichung des Antrags bei der IMO, 2021 Annahme und 2022 Inkrafttreten. Die Einführung von ECAs im Mittelmeer befürworten auch die Umweltverbände. »Jetzt, wo man zeigen kann, dass die SECA im Norden wirksam ist und die Schwefeloxidbelastung zum Beispiel in Kopenhagen um 60% zurückgegangen ist, denken wir liegt es näher, dass die Regierungen der Mittelmeeranrainer ein solches Vorhaben unterstützen«, sagt Beate Klünder, Referentin für Verkehrspolitik beim NABU. »Das Mittelmeer ist eines der meist befahrenden Gewässer weltweit, 20% des globalen Schiffsverkehrs geht hier hindurch. Somit ist die Belastung an einigen Orten und auf den Hauptrouten und -knotenpunkten höher als anderswo.« Das sei auch der Grund gewesen, warum der NABU 2015 entschieden habe, ein NGO-Netzwerk in der Mittelmeerregion aufzubauen und zusammen mit den lokalen NGOs die ECA dort voranzutreiben. Der im September auf dem Mediterranean Action Plan (MAP) Treffen der UNEP (United Nations Environment Programme) von REMPEC angeregte Fahrplan für die Einführung der MEDE- CA ist ist nach Ansicht des NABU jedoch »viel zu unambitioniert, da völlig unnötige Verzögerungen vorgesehen sind und nur eine SECA diskutiert wurde.« n HANSA International Maritime Journal 01 | 2020 35

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