Finanzierung | Financing »Shipping meets innovation« Um sich zukunftsfest aufzustellen, fordern Experten von der Schifffahrt immer wieder, ihre Geschäfte und Abläufe stärker auf moderne Technologien umzustellen. Das Stichwort »Digitalisierung« ist in aller Munde. Auch auf dem HANSA- Forum wurde die Thematik debattiert. Der Kooperationspartner KPMG brachte in einer Podiumsdiskussion Michael Ardelt von FreightHub, Aljosja Beije von Blocklab, Jan-Henrik Hübner von DNV GL, Mark Sutcliffe von der CSO Alliance und Steffen Wagner aus dem eigenen Hause zusammen. Sie diskutierten Fragen wie: Ist die Schifffahrt aufgestellt für Digitalisierung und Innovation? Kann ein Wandel die Krise beenden? Und was kann ein Trigger für eine erfolgreiche Aktivität in der Schifffahrt sein? klassifiziert. Ab 2019 dürfte das die bilanzielle Finanzschuld erhöhen und die Eigenkapitalquote um durchschnittlich 4,7 Prozentpunkte verringern. »Aber ein Sargnagel ist das aus meiner Sicht nicht, da sich Liquidität und Zahlungsfähigkeit des Unternehmens nicht verschlechtern. Faktisch haben das die Darlehensgeber auch in der Vergangenheit schon für sich berücksichtigt«, sagte Heckert. Gemäß IFRS 9 müssen ab 2018 die in KG-Strukturen typischen »non-recourse-Finanzierungen« mit einem Asset und einem hohem Loan-to-Value ab ca. 100 als »fair value« bilanziert werden. Im Ergebnis müssten Wertschwankungen in die Bewertung einfließen, was die Volatilität »dramatisch ansteigen« lasse. »Transaktionen würden komplexer, Reeder müssten dies künftig in Finanzierungsverhandlungen berücksichtigen. Banken fordern Umdenken Die Vertreter der klassischen Schiffsbanken kündigten zwar einerseits an, ihre Schrumpfkur fortzusetzen. Allerdings wollen sie sich nicht in Gänze zurückziehen und die Schifffahrtsunternehmen weiter begleiten. Ein großer Teil der Schiffsbanken treibt den Abbau ihrer Kreditportfolios weiter voran. Die Geldinstitute betonten aber auch, aktiv bleiben zu wollen – wenn die Voraussetzungen stimmen. »Entscheidend ist, dass die Unternehmen mit frischen Ideen auf uns zukommen und moderne Strukturen aufbauen«, sagte Stefan Ermisch, CEO der HSH Nordbank. Auch ein Generationswechsel sei in manchen Fällen nötig. »Derzeit läuft viel über asiatisches Leasing, aber das kann sich wieder ändern und dann stehen wir Gewehr bei Fuß«, so der Banker weiter. Auch heute gebe es bei der HSH noch Neugeschäft, allerdings eingeschränkt. »Wir bremsen aber nicht aktiv, Geschäft ist mit der Unternehmerschaft zurzeit einfach nicht mehr möglich.« Die Bank habe in den vergangenen Jahren viel Geld verloren. »Daher bitte ich um Respekt dafür, dass wir das nicht ein zweites Mal erleben wollen«, sagte Ermisch. »Wir haben sachlich richtig entschieden« Stefan Ermisch CEO HSH Nordbank Den Portfolio-Abbau nannte er »für Manche sicher schmerzhaft«. Aber wenn die Bank kein Vertrauen mehr in ein Geschäftsmodell habe, müsse man rausgehen. Ohne diesen Weg wäre die HSH Nordbank niemals privatisierbar gewesen, nicht einmal fortführbar. Man habe von Fall zu Fall und »sachlich richtig entschieden«, so Ermisch, angesprochen auf die Negativ-Schlagzeilen zu großen Reedern wie Rickmers oder Kortüm. Den Privatisierungsprozess sieht der Banker auf einem guten Weg: »Wir haben uns gehäutet und ein wenig neu erfunden. Das sehen auch die Investoren.« Der Schrumpfkurs soll fortgesetzt werden. Im gesamten Shipping-Portfolio der HSH Nordbank lagen zuletzt noch 12 Mrd. € (6 Mrd. € in der Kernbank sowie weitere 6 Mrd. € in der Abbaubank) nach 14,8 Mio. € zum 30. Juni 2017 und 17 Mrd. € zum Jahresende 2016. Auch die NordLB hatte zuletzt einen verschärften Abbaukurs angekündigt. Man sei beim Abbau des Schiffsfinanzierungsportfolios deutlich schneller als erwartet. Ursprünglich war ein Ziel von 12 bis 14 Mrd. € ausgegeben worden. Bis Jahresende 2017 sollte es weiter auf unter 13 Mrd. € sinken. Mittelfristig soll das Portfolio bei etwa 10 Mrd. € liegen, wobei der Anteil der Problem-Kredite (NPL) von heute 9,1 Mrd. € bis Ende 2019 auf nur noch 5 Mrd. € gesenkt werden soll. Wie Tobias Zehnter, Global Head of Shipping bei der NordLB, auf dem Forum betonte, wolle man nächstes Jahr »wieder wesentlich aktiver sein, aber deutlich konservativer als in der Vergangenheit. Dabei wolle man aber nur mit solchen Unternehmen arbeiten, »die den Umschwung geschafft und adäquate Strukturen geschaffen haben.« Trotz des geplatzten Portfolio-Deals mit dem Investor KKR wollte Zehnter solche Projekte für die Zukunft nicht ausschließen. Nur wenige Tage später veröffentlichte die Bank eine Transaktion, bei der zwar kein Kreditportfolio verkauft, aber Ausfallrisiken mit einem Volumen von 1 Mrd. € an institutionelle Investoren um die Gesellschaft Christofferson, Robb & Co abgegeben werden. »Eine Obergrenze gibt es nicht. Das bestimmen die Investoren.« Philipp Wünschmann Head of Shipping; Berenberg Bank Auch die Credit Agricole will 2018 in der Schiffsfinanzierung wieder zulegen. Oliver Hermanns, Head of Shipping Germany, erläuterte auf dem HANSA-Forum, dass das Volumen 2017 rund 500 Mio. $ betrug. »Das wird sich 2018 ändern. Die Bank plane ein Neugeschäft von 2 bis 2,5 Mrd. $.« In diesem Jahr (2017, Anm. d. Red.) habe das verhältnismäßig geringe Volumen nicht an der Strategie der Bank gelegen, sondern an der Zurückhaltung 24 HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 1
Finanzierung | Financing v.l. Moderator Krischan Förster, Tobias Zehnter (NordLB), Philipp Wünschmann (Berenberg), Oliver Hermanns (Credit Agricole CIB) Mark O`Neill (Columbia Marlow) Carsten Stellamanns (Dabelstein & Passehl) der Kunden. Heute sei das Container- Portfolio der Crédit Agricole relativ jung, ohne viele klassische Panamax- Frachter. Laut Hermanns sind fast 80% der Schiffe jünger als zehn Jahre, 45% jünger als fünf Jahre. Save the date: 22. November 2018 -FORUM SCHIFFFAHRT | FINANZIERUNG Claus-Peter Offen (CPO Group) Die Referenten waren gefragte Gesprächspartner Philipp Wünschmann, Head of Shipping der Berenberg Bank, beschrieb eine chancenreiche Situation: »Zwei Entwicklungen passen sehr gut zusammen: Der Rückzug einiger Banken und das hohe Interesse von Investoren.« Eine »Obergrenze« für weitere Transaktionen gibt es seitens der Bank laut dem Shipping- Leiter nicht. »Das bestimmen die Investoren. Und die haben weiter Interesse und Kapital.« Unabhängig von den Entwicklungen der vergangenen Monate hoffe er aber für die Zukunft auf eine »starke norddeutsche Landesbank. »Wir brauchen eine Bank in der Schiffsfinanzierung. Ich glaube nicht, dass es nur mit Funds und Private Equity ablaufen wird«, so Wünschmann weiter. Berenberg war zuletzt sehr aktiv, etwa als man zusammen mit einem anglo-amerikanischen Finanz-Investor ein Portfolio von der Commerzbank übernahm, das einen Wert von 300 Mio. $ haben soll. Es ist für die Shipping-Sparte unter Führung von Philipp Wünschmann bereits der dritte Deal dieser Art in den vergangenen zwölf Monaten. M Fotos: Stelling / Wägener Erik Helberg (Clarksons Platou Securities) Rolf Darboven Zapffe (Pareto Holding) Henrik Haeder (Transport Capital) HANSA International Maritime Journal – 155. Jahrgang – 2018 – Nr. 1 25
(Foto: NATO) Sicherheitspolitik ·
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